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In Bagenz fiihrten fruher die Burschen schon arn Andreastag den Um- precht durch das Dorf (Umprechta wozyś): er war in einen umgekehrten Pelz gehiillt, mit Stroh umwickelt, trug auf dem Kopf eine Strohkrone, in der rechten Hand eine Rute, in der linken eine Glocke. Mit der Rute priigelte er in allen Hausern die jungen Leute. Ebenda fiihrte man vor Weihnachten einen als Baren, tnjedweź, verkleideten Burschen herum: er war ebenfalls mit Stroh umwickelt, kroch auf allen Yieren und muBte die Madchen beiBen 1 . In GroB-Lieskow (Liškow) geht heute noch im Dezember der Hutnpo (aus Hutnprecht, vielleicht volksetymologisch angelehnt an humpaś, humpeln, hin- ken) durch die Hiiuser. Er tragt eine Maske, einen langen Bart, einen Sack und eine Birkenrute, witka (zu ns. wiś, winden, ursl. viti, urverwandt mit lat. vieo, d. winden, lit. vyti), mit denen er die Leute schlagt, was angeblich ge- sund ist. Er wird von Spielleuten und maskierten jungen Leuten begleitet, welche Geld, Eier und Speck sammeln. Der Ertrag wird im Gasthaus oder in der Spinte gemeinsam verzehrt 2 . In Burg kommt jetzt noch hier und da am Christabend oder schon vorher ten Uprecht. Zu seiner Ausstattung gehdrt ein schwarzes Gesicht mit langem Bart, ein weiBes Gewand, eine weifie spitze Mutze mit Glocke und eine lange Rute. Der Werbener Uprecht trřigt einen umgedrehten schwarzen Pelz mit einem Strohseil um den Leib, einen Sack mit Apfeln und Niissen auf dem Riicken und einen griinen Fichtenzweig in der Hand 3 . Hier und da wird an Stelle Ruprechts auch der Schimmelreiter, der Erbs- bar und der Storch herumgefiihrt, Gestalten, die zum Bestande der Faschings- umziige gehdren*. Der Schimmel besteht aus eincm Pferdekopfgestell, iiber das ein weifies Tuch gehiingt wird, oder er wird von einem Burschen dar- gestellt, dem sie auf Brust und Riicken mehrere mit einem Leintuch bedeckte Siebrander aufbinden; aus einem ausgestopften weiBen Frauenstrumpf oder einem mit Stroh und Tiichern umwickelten Rockenstock bildet tnan Kopf und Hals, aus Werg den Schwanz. In der Oberlausitz geht heute noch ein als Christkind (Bože dźečo) verkleidetes Madchen an einem Adventssonntag durch die Hauser, beschenkt aus dem Biindel die braven Kinder und straft mit der Rute die schlimmen 5 . Fiir das 18. Jahrhundert wird die Sitte von Hortzschansky bezeugt’: „Noch ist an vielen Orten, ungeachtet der Vorstellung rechtschaffener Lehrer, das Herumgehen des vermummten hl. Christ in Gesellschaft des Knechts Rup- rechts gewohnlich, eben wie bei den Deutschen, nur mit dem Unterschied, daB die Wenden den hl. Christ Boźe dźtčo, »Gottes Kind«, den Knecht aber Rupanc nennen.“ Bei den Katholiken in der Oberlausitz heiBt der das Christ- kind begleitende Ruprecht Rutnpodich. Er ist mit einer bartigen Maske und einem umgewendeten Pelz ausgestattet und tragt einen Sack mit Nussen und Apfeln und eine Rute (Crostwitz). 1 Schulenburg, W. V. 126. — ’ Lehrer O. Kriiger in GroB-Lieskow (Liškow), m. — ’ Schulenburg, W. V. 128. — * Miiller 156. — 5 Ausstattung bei Schulenburg, W. V. 127. — ’ Op. cit. 255.