Volltext Seite (XML)
und ^«^sML«L-L-Ä>üdrOlMi»^ »^ä»d^ PolMsche Itterficht. Deutsche« Reich. Die aus Anlaß der Kaisermanöver Anfang September stattfindende große Parade des 3. Ar meekorps wird gemeinsam mit der Herbstparad« des Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde ab- gehalten werden. Die Kaiserin wird, wie nunmehr feststeht, nach Beendigung ihrer Nauheimer Kur für einig« Tage nach Bad Homburg v. d. H. übersiedeln. Auch der Kaiser wird dort für einige Tage er- wartet. Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg trifft am Sonnabend, von Korfu zurückkommend, in München ein und wird dem Prinzregenten einen kurzen Besuch abstatten und dann über Frankfurt nach Bad Nauheim fahren, um die hier weilende Kaiserin zu begrüßen. Am Montag er- folgt die Rückreise nach Berlin. In allernächster Zeit ist eine Abänderung der Prüfungsordnung für Einjahrig-Freiwillige zu erwarten. ES handelt sich dabei um die Schüler von neunklassigen Mittelschulen, denen mit Ge nehmigung der Ersatzbehörden die Erlaubnis er- teilt werden soll zur Ablegung der Prüfung für den einjährig-freiwilligen Dienst vor einer Prü- funqSkommission schon vor Vollendung des 17. Lebensjahres. Nach den bisher geltenden Be- Der Freisinn als verfracht der Sozialdemokratie. Von einer Rede, die der Genosse Scheidemana kürzlich in Paris gehalten hat, werden in der Presse Äußerungen mitgeteilt, an denen wir nicht ganz vorübergehen möchten. Herr Scheidemann soll danach in bezug auf die höfischen Verpflich tungen eines Reichstagspräsidcnten gesagt haben, gewisse Formen seien für ihn nur Zwirnsfä den ; aber er würde nicht dorthin gehen, wo er nicht als Gleichberechtigter unbedingte Redefrei heit habe, sondern dabei stehen und „das Maul halten" müsse. Weiterhin hat Herr Scheidemann nicht nur seinem Ärger über den „Umfall" der Nationalliberalen in der Präsidialsrage Ausdruck gegeben, sondern zugleich auch den» Freisinn eine girte Note wegen seiner Haltung erteilt: Die Haltüng des Freisinns sei in den letz ten Monaten ganz erfreulich gewesen. Befielt von Männern wie Eickhoff nnd Mugdan habe diese Partei „eine kaum geahnte Wandlung vor genommen" und sich besonders bei der Präsidial frage als „durchaus vertragstreu und tapfer" be wiesen. Die Sozialdemokratie habe das größte Interesse an einer solchen Partei; wo diese vorgearbeitet habe, brauche die Sozialdemokratie nichtsoviel Zeit zu vergeuden. — Hier hat also ein vom Freisinn besonders ge schätzter Genosse dieser Partei das gleiche Zeug- nis gegeben, das ihr bekanntlich bereits Fürst Bismarck vor Jahrzehnten ausgestellt hat: daß sie nichts anderes als eine Vorfrucht der Sozial demokratie sei. Nur ist der Freisinn bei seinem gegenwärtigen Bündnisse mit der Umsturzpartei das natürlich noch in weit höherem Maße als zu Bismarcks Zeiten. Dttrch^ diese Snttvttttn- Li« aß Tonarten verkündete Behauptung des ÜinkSlU raliSmuS in schlagendster weise widerlegt/ daß. die konservative Regierungsform sich in Sachsen überlebt habe. Im Gegenteil hat sich gerade durch diese Entwicklung in besonders deutlicher Weise herausgestellt, daß kein Land weniger als Sachsen das Experimentieren mit liberalen Grundsätzen verträgt, und damit nur die von uns stets ver- tretene Annahme, daß ein industrielles Land wie Sachsen Nur unter einer konservativen Regie rungsform gedeihen kann, von neuem bestätigt. Endlich ist dadurch, daß der Liberalismus sich völ lig außerstand erwiesen, in politischer, wirtschaft- licher oder sozialer Beziehung neue Grundsätze aufzustellen, auch er sich vielmehr entschließen mußte, der Regierung auf den bisherigen bewähr- ten Bahnen zu folgen, in ebenso schlagenderWeise der Beweis geführt worden, daß die Grundsätze des Konservatismus, die für die Dertvaltung der vaterländischen Angelegenheiten von jeher maß gebend gewesen und sich in fast einziger Art se gensreich erwiesen haben, tatsächlich auf allen Gebieten Grundsätze wahren Fortschritts und ge sunder organischer Weiterentwicklung bilden. Opitz schließt seinen Artikel mit einem hoff- nungsvollen Ausblick auf die künftige Entwick lung -er Dinge infolge des Wiedererstarkens der rechtsstehenden Elemente in der nationalliberalen Partei und fügt an, daß es sicher nicht an der kon servativen Partei liege, wenn diese Hoffnungen nicht in Erfüllung gehen sollten. Vom sächsischen Lnndtage. Im „Vogtl. Anzeiger" widmet der kons. Ab- geordnete Geh. Hofrat Opitz-Treuen dem ge genwärtigen Landtage, dem zweiten seit der Änderung, die die Zweite Kammer in ihrer Zu sammensetzung nach dem neuen Wahlgesetze er fahren hat, bemerkenswerte Ausfiihrungen. Bekanntlich hat der Liberalismus dem Lande den Anbruch einer anderen Aera un ter liberaler Führung angekündigt,' einer Aera, die für unser engeres Vaterland eine völlig neue und selbstverständlich auf allen Gebieten glänzen dere Entwicklung in sich schließen sollte. Über diese „neue Aera" des Liberalismus und deren Wirkung auf die vaterländischen Verhält nisse stellt nun der genannte Parlamentarier Be trachtungen an, denen wir folgendes entnehmen: „Schon im letztvergangenen Landtage wurde es alsbald klar, daß der Liberalismus alles an dere als die Kraft besaß, für die vaterländischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in ir- gendwelchen wesentlicheren Punkten ein wirklich neues Zeitalter heraufzuführen. So schonungs- los er seit der Auflösung des Kartells im Ver ein mit der Sozialdemokratie am Wesen und den Leistungen des Konservatismus Kritik geübt, so unfähig erwies er sich, nun da es galt, den Be- lveis seiner reformatorischen Kraft zu erbringen, darin, auf irgendwelchem wichtigeren politischen oder sozialen Gebiet an Stelle der unter dem Konservatismus maßgebenden, so vielgeschmäh ten Grundsätze tatsächlich neue aufzustellen. . . Dieses Bild des Unvermögens des Li beralismus, die volltönenden Versprechungen zu erfüllen, die er durch sein Auftreten bei den Wah len und vorher erregt, hat aber der gegenwärtige Landtag nur noch vervollständigt. Auch auf die sem Landtage nirgends eine Spur von tatsächlich neuen bahnbrechenden oder solchen Gedanken, die die konservative Aera in den Schatten stellen Lunten. Wohl aber rückt die Gefahr, die bis herige glänzende Entwicklung der vaterländischen Verhältnisse durch liberale Theorien in Frage zu stellen und zu erschweren, immer näher. Insbe sondere gilt das letztere im Hinblick auf die fernere industrielle Entwicklung unseres Landes. Wie jetzt im Reichstage, aus dem das industrielle Unternehmertum infolge der letzten Wahlen, dank namentlich der Agitation des Hansabundes, fast völlig verschwunden ist, ist ja auch im sächsischen Landtage die Zahl der industriellen Unternehmer infolge der Agitation des LinksliberalismuZ stark zusammengeschmolzen, und zwar in demsel ben Maße zusammengeschmolzen, in dem die Ver treter der unternehmerfeindlichen Sozialdemo kratie sich vermehrt haben. Namentlich ist es jener fast an Fanatismus grenzenden Agitation -es Linksliberalismus gelungen, die der konser vativen Partei angehörigen Industriellen aus der Kammer zu entfernen. Die Wirkungen hier von machen sich freilich schon gegenwärtig nur all zu empfindlich geltend. Besonders deutlich treten sie namentlich bei der Behandlung der für die Industrie so überaus wichtigen Frage des Schutzes der Arbeitswilligen hervor. Abgesehen davon, daß die Lösung dieser Frage durch die lei- denfchaftliche Gegnerschaft der sozialdemokrati schen Vertreter miss äußerste erschwert wird, stehen die wenigen industriellen Unternehmer, die die Kammer in ihrer gegenwärtigen Zusammen setzung noch aufweist, sichtlich allzusehr unter dem Drucke der Verhältnisse, als daß sic mit der Ent schiedenheit aufträten, die das fernere Gedeihen der vaterländischen Industrie erheischt. In der Hauptsache konservative, der Industrie nicht an gehörige Mitglieder der Kammer sind es, die un ter solchen Umständen das mit dieser Frage ver bundene Odium im Landtag auf sich genommen haben und mutvoll für die Interessen der Indu strie eintreten. Ähnlich liegt's auch auf anderen Gebieten, auf die einzugehen wir uns bei dieser Gelegenheit versagen müssen. Alles in allem genommen, ist die geschilderte Entwicklung der Zustände im Landtag für den Beobachter der vaterländischen Verhältnisse in verschiedenen Beziehungen äußerst lehrreich. Sie beweist zunächst, daß durch die Demokratisierung des Wahlrechts für die Zweite Kammer die Hoff nungen nicht erfüllt worden sind, die der Links- liberaliSmuS für die Aussöhnung und Zurück- drängung derSozialdemokratie in sie gesetzt hatte GeschLftWleM'Mhfisch«« ErMlers^ Verfügung gestellt. Dresden, Ostern ISIS. Landesverband Sachsen des Deutschen Luftflotten-Brreius. Stadtrat Dr. Hopf, Vorsitzender. Oberbürgermeister Gcheimer Rat vr. iur. Ur. lag. Beutler, Dienst vor einer Kommission erst nach^po! tem 17. Lebensjahr abgelegt werden., Htzlen, die mit dem vollendeten 15. Lebensjahr die Schrie verlassen haben und in einem praktischen Beruf stehen, ist so die Ptöglichkeit zur Ablegung deS Examens benommen. Wenn jedoch die Schüler in der Lage sind, die Prüfung in, unmittelbarem Anschluß an die Schule abzulegen, würde die Be rechtigung zum einjährig.fieiwilligen Dienst in wett höherem Maße erworben w«den. Die Än derung liegt auch im Interesse Her höheren Schu len, die entlastet werden dürften, wie auch der Entwicklung der Mittelschulen. Die Neuregelung soll dahin gehen, daß die Ablegung des Sxamens vor vollendetem 17. LebenSjyhr solchen Ahükern von neunklassigen Mittelschulen gestattet ist, die diese ,Nit Erfolg bis zum Schluß bespcht und während dieser Schulzeit sich am Unterricht in einer zweiten Fremdsprache beteiligt haben. Der Erlaß soll so rechtzütig erfolgen, daß die Schüler- die zu Ostern die Mittelschule verlassen haben, noch in diesem Frühjahr zur Prüfung zugelassen werden können. Staatliche Mittel für landwirtschaftliche Ar- beftSmnhwetfe. Als eine der «ichtigsten Maß- nahm«- zur Verbesserung der Landarbxitekverhält- niffe ist die Errichtung von ArbeitSnachvttrstellen fstr inländische Arbeiter zu betrachten, dq diese nicht nur der eigentlichen Arbeitsvermittlung, sondern auch der Bekämpfung der Landflucht, insbesondere auch durch Wahrnehmung - der In teressen der Arbiter, dienen. Trotz mehrfacher Anträge an die preußische StaatSregierung wurden bisher nur die kommunalen Arbeitsnachweise staatlich unterstützt, was nicht mit Unrecht al- eine Zurücksetzung der landwirtschaftlich«! Mtereffen empfunden wurde. Wie wir hören, soll in Zukunft mit dem bisherigen Prinzip der alleinigen Unter stützung der kommunalen Arbeitsnachweise gebrochen werden. Es kann erwartet werden, daß der nächst jährige StaatShauShaltSetat besondere Mittel für die Unterstützung landwirtschaftlicher Arbeitsnach weise enthalten wird. Wir find nicht iu Frankreich. In der französi schen Republik herrscht bekanntlich der Unfug, daß fast jeder Abgeordneter den Ministern das , Haus einläust, um für seine Wähler bald diese, bald jen» Begünstigung herauWtfchlägeä, «ine gar nicht scharf genug zu verurteilende Unsitte. In Düren und Neunkirchen (Rheinland) wurde jetzt die Nachricht, daß diesen Orten eine Garni son bewilligt worden ist, in einer Form veröffent licht, als ob die Städte vornehmlich der Fürspra che des Herrn Bassermann ihre Berücksichtigung verdankten. Eine derartige Reklame kann nie mand unangenehmer sein, als den« nationallibd- ralen Führer selbst. Denn das Kriegsministerium hat, wie es ausdrücklich durch die Presse betont, seine Entschließung aus rein sachlichen Erwägun gen gefaßt und verwahrt sich dagegen, daß e» politische Gesichtspunkte in das Heer und seine Organisation hineinlcge. Sozialdemokratische Kameradschaft. In sei ner Nummer 13 vom 28. März 1912 bringt „Der Regulator", das Organ des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins der deutschen Maschinenbauer und Metallarbeiter, unter der Überschrift: „Wer schafft Material für di« Scharfmacher?" ein vor treffliches Beispiel für den skrupellosen Terror der freien Gewerkschaften. Danach hatte ein Mit glied des GewerkvereinS in einer neugegründeten Fabrik in Bettenhausen bei Kassel Arbeit gefun den; als es sich nun herauSstKte, daß dieser Ar beiter nicht den freien Gewenschaften angehörte, begannen die Mitglieder -eS sozialdemokratischen Metallarbeiterverbandes sofort mit ihren „Be kehrungsversuchen". Wörtlich schreibt ^Der Re gulator": „Bei der Arbeit wurde ihm so gehalten, daß er alles schief schneiden mußte. Sein Werk zeug kam ihm stets weg, in den Werkstatt»«. sammluNgen besorgten dies die Beamten deS Deutschen Metallarbeiterverbandes. AIS dieses alles noch nicht half, so fest hielt der Kollege zu seinem ihm lieb gewordenen Gewerktwrein, er klärten ihm die Derbändler: „Wenn Du jetzt nicht zu uns übertrittst, dann werden wir vorstellig, daß Du entlasten wirst." Durch die fortgesetzte Schikanierung mürbe gemacht und der Gefcchr ausgesetzt, arbeitslos zu werden, trat der Kollege endlich zum Metallarbeiterverband üb«." — Im- m« dasselbe, — die Partei für Freiheit, Gleich heit, Brüderlichkeit im Glorienschein deS blutigen und erbarmungslosen TerroriSmuS! „Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag' ich dir den Schädel ein." Wie ein sozialdemokratischer Abgeordneter Streiks rech« v»m»e, darüb« läßt sich der „Verl. Lok -Anz." folgende niedliche Geschichte au- Gotha Mi