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I. Allgemeiner Teil 1. Einleitung Bei der Aufbereitung oberdevonischer Kalke zur Gewin nung von Conodonten fanden sich in zahlreichen unter suchten Profilen mehr oder weniger reiche verkieselte Ostracodenfaunen. Diese sind meist sehr artenreich, und die Ostracoden treten in manchen Gebieten wesentlich häufiger als die Conodonten auf. Die Faunen setzen sich aus zahlreichen neuen Arten zusammen, deren einge hende taxionomische Untersuchung Gegenstand der vor liegenden Arbeit ist. In den letzten Jahren sind wiederholt verkieselte Ostra codenfaunen aus dem ostthüringischen Paläozoikum be schrieben worden (Gründel 1961, 1963, Blumenstengel 1962, 1963, 1964, Jobdan 1964). Im Vergleich mit diesen dürfte die neue oberdevonische Fauna die größte For menmannigfaltigkeit zeigen. Der Verfasser konnte im Verlauf der letzten, fünf Jahre, begünstigt durch seine Tätigkeit als Mikropaläontologe beim ehemaligen Geo logischen Dienst Jena und beim VEB Geologische Er kundung West, zahlreiche verkieselte Ostracodenfaunen (etwa 160) aus dem Thüringer Oberdevon sammeln. Da das Oberdevon des Ostthüringer Schiefergebirges in den vergangenen Jahren Gegenstand verschiedener Erkun- dungs- und Kartierungsarbeiten war, bestand die Mög lichkeit, Probenmaterial aus Bohrungen und Schürfen zu entnehmen. Zur biostratigraphischen Einstufung der untersuchten Proben konnten Conodonten, Ostracoden (Entomozoidae) sowie einige orthochronologisch belegte Profile des Saal felder Gebietes herangezogen werden. 2. Erhaltung der Ostracoden Die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Ostra coden sind ausschließlich verkieselt. Es muß jedoch be merkt werden, daß die Schale nicht nui’ aus Quarz be steht, wie es bei einer echten Verkieselung der Fall ist, sondern z. T. auch aus Glimmermineralien. Man sollte daher besser von silikatisierten Ostracodenschalen spre chen. Doch da der Begriff der silifizierten bzw. verkiesel ten Ostracoden schon mehrfach in die Literatur einge gangen ist, soll er hier ebenfalls verwendet werden. Der erwähnte Erhaltungszustand der sekundär verkie selten Ostracoden ist für nahezu alle ehemals kalkigen Fossilreste des Thüringer Schiefergebirges zutreffend. Wir finden verkieselte Fossilien in allen Kalksedimen ten vom Ordovizium bis zum Unterkarbon. Von der Verkieselung wurden die kalkigen Skelettelemente der Ostracoden, Foraminiferen, Trilobiten, Brachiopoden, Tentaculiten, Bryozoen, Lamellibranchiaten und Gastro poden betroffen. Unter den Ostracoden sind nur die Ge häuse von Formen mit verkalkter Schalenlamelle ver kieselt. Eine starke verkalkte Schalenlamelle besaßen fast alle paläozoischen Ostracoden außer den Entomo zoidae. Von den letzteren gibt es aber auch, entgegen den bis herigen Vorstellungen, Arten, deren Schale verkieselt ist; d. h., daß diese wahrscheinlich eine verkalkte Scha lenlamelle besaßen. Für die Entomozoidae nimmt man auf Grund ihrer Dünnschaligkeit und ihrer weiten regio nalen Verbreitung in Zusammenhang mit faziellen Be obachtungen eine pelagische Lebensweise an. Man könnte annehmen, daß die verkieselten Formen der Entomo zoidae, die wahrscheinlich eine stärker verkalkte Scha lenlamelle besaßen, ihre Lebensweise änderten und sich dem benthonischen Lebensraum anpaßten. Einige davon sind, wie die anderen benthonischen Formen, mit Dor nen versehen. Das sind im vorliegenden Fall die beiden Arten Franklinella sp. und Richterina costata Reinh. Richter. Ebenfalls verkieselt wurden einige nur schwer bestimmbare Formen der Gattung Maternella, wahr scheinlich Maternella hemisphaerica Reinh. Richter und Maternella dichotoma Paeckelmann. Der Erhaltungszustand der verkieselten Ostracoden ist recht unterschiedlich. Die Mineralaggregate der Schalen substanz sind ebenso wie die des Gesteins in ihrer Größe recht unterschiedlich. Sind sie zu grob, dann gehen die feineren Skulpturelemente verloren. Der Erhaltungszu stand ist von der Gesteinsausbildung abhängig und in den einzelnen Aufschlüssen unterschiedlich. Bestes Fos silmaterial lieferten Proben aus Bohrungen und Unter tageaufschlüssen. Die Farbe der verkieselten Ostracoden ist von der Farbe des Gesteins abhängig. In schwärzlichen und grauen Kalken sind die Ostracodenschalen grau gefärbt, in rot braunen Kalken rotbraun, in hellen Kalken weiß und in grünlichen chloritischen Kalkknoten hellgrün, z. T. auch dunkelgrün. Stellenweise sind die Kalke dolomiti- siert. Sie lassen sich dann mit Monochloressigsäure kaum auflösen. In den stark dolomithaltigen Rückstän den konnten bisher noch keine verkieselten Fossilreste gefunden werden. Bei der Verwitterung der Kalke gehen die verkieselten Fossilreste verloren. Mulmartig verwit terte Kalke wurden versuchsweise mit Wasser aufge schlämmt, in den Rückständen waren weder Conodonten noch verkieselte Fossilreste erhalten. Sind die Ostra- codengehäuse geschlossen, dann ist ihr Innenraum mit grobem Kalzit ausgefüllt. Solche kalzitischen Steinkerne kann man an Bruchflächen von Kalken finden. Es ist