starke Entwicklung des Frühkapitalismus eine Periode der feudalen Reaktion ge folgt sei. Ich kam in der vorliegenden Arbeit — und das ist bei den anderen Unter suchungen des Forschungsseminars auch der Fall — zu der Feststellung, daß die Zersetzung der feudalen Produktionsverhältnisse in der Textilproduktion Mittel deutschlands im 16. Jahrhundert sehr weit fortgeschritten war, daß sich zahlreiche Elemente kapitalistischer Produktionsverhältnisse deutlich abzeichneten, wie das für den Bergbau durch neuere Arbeiten ebenfalls unterstrichen werden konnte. Im Bereiche der Textilproduktion gilt das nicht nur für Mitteldeutschland, sondern auch für Oberdeutschland, Südwestdeutschland und Westfalen. Es konnte aber auch festgestellt werden, daß diese Ansätze kapitalistischer Verhältnisse in der Reaktionsperiode, nach dem Sieg der Fürsten über die Bauern, vor allem seit der Mitte des 16. Jahrhunderts, wieder zunichte gemacht wurden und daß sich im Zeichen des Ausbaus der zweiten Leibeigenschaft eine schnelle Refeudalisierung bemerkbar machte. Und schließlich darf auf eine vierte Tatsache aufmerksam ge macht werden: Die Geschichtsforschung in der Deutschen Demokratischen Repu blik ist in den vergangenen Jahren bedeutend gewachsen, und seit dem Abschluß der ersten Fassung dieser Arbeit (Frühjahr 1953) traten die Probleme des Übergangs zeitraums vom Bauernkrieg bis zu den Agrarreformen des 19. Jahrhunderts immer mehr in den Gesichtskreis der Historiker. Daraus entwickelte sich ein leb hafter Meinungsstreit um den Charakter der Produktionsverhältnisse im gewerb lichen und agrarischen Bereich. Selbstverständlich war dabei die Einschätzung des sozialökonomischen Inhalts der Periode der zweiten Leibeigenschaft nicht zu trennen von der Erforschung und Einschätzung der frühbürgerlichen Revolution, so wenig die Arbeiten auch koordiniert worden waren. Wer die Refeudalisierung abstreiten wollte, mußte sich auch zur Einschätzung des frühbürgerlichen Höhe punktes im 16. Jahrhundert kritisch äußern, d. h. einen Zusammenhang anerken nen, ohne den die These von Jürgen Kuczynski gar nicht verständlich gewesen wäre. Im Verlaufe dieser Diskussion habe ich in verschiedenen Beiträgen versucht, Argumente und Materialien zur Bestimmung des feudalen Charakters der Produk tionsverhältnisse zwischen Bauernkrieg und Agrarreformen zu bringen, Ausgangs punkt waren dabei auch die hier vorliegende Arbeit über die Verhältnisse der länd lichen Leinenproduktion und damit die Ergebnisse des bereits erwähnten For schungsseminars. Ich danke daher der Leitung des Instituts für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, daß sie die Arbeit in der jetzt vorliegenden Form für den Druck in der Institutsreihe angenommen hat, obwohl eine Veröffentlichung nach so langer Zeit allgemein nicht üblich ist. Ich habe bei der Überarbeitung alle mir bekanntgewordene Literatur berücksichtigt und auch neue Quellen verarbeitet, auf die ich von verschiedenen Seiten aufmerksam gemacht worden bin. Andererseits habe ich die von mir bereits veröffentlichten Ergebnisse nicht in aller Breite in die neue Fassung aufgenommen. Mein besonderer Dank gilt den Betreuern dieser Arbeit. Das waren Herr Prof. Dr. H. Sproeinberg, als dessen Assistent an der Abteilung Landesgeschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig ich jahrelang tätig war und Herr Prof. Dr. H. Kretzschmar, der frühere Direktor des Sächsischen Landeshauptarchivs Dresden.