VORWORT Diese Untersuchung der ländlichen Leinenproduktion Sachsens ist in den Jahren 1950 bis 1953 entstanden und von der Philosophischen Fakultät der Karl-Marx- Universität Leipzig als Dissertation angenommen worden; sie war in beschränkter Anzahl als vervielfältigtes Manuskript bereits zugänglich. Maßgebend für den Entschluß, sie jetzt in überarbeiteter und etwas erweiterter Form als Buch zu ver öffentlichen, waren verschiedene Überlegungen. Erstens die Tatsache, daß im Mittelpunkt der Arbeit die werktätigen Menschen stehen, vor allem die auf dem Lande wohnenden Leineweber und darüber hinaus die agrarisch tätige Landbevölkerung, deren Rolle in der Entwicklung der Gesellschaft darzustellen, deren Geschichte zu schreiben, ein besonderes Anliegen der marxisti schen Historiker der Deutschen Demokratischen Republik ist. Wir verfügen bis her nur über wenige Darstellungen der Arbeit, des Kampfes und der Rolle der Volks massen in der älteren deutschen Geschichte; um so wichtiger erscheint es, die bereits vorliegenden Ergebnisse auch einem breiteren Kreis von Interessierten zugänglich zu machen. Zweitens kann man feststellen, daß die sozialökonomische Entwicklung der früh bürgerlichen Revolution in letzter Zeit stärker ins Blickfeld der marxistischen Ge schichtswissenschaft getreten ist. Die sowjetische Forschung ist hier vorange gangen und die Historiker der Deutschen Demokratischen Republik haben Pro bleme der frühbürgerlichen Revolution in verschiedenen Beiträgen behandelt, wie sich auf und nach der Wernigeroder Mediävistenkonferenz gezeigt hat. Es bleibt zu hoffen, daß diese für die deutsche Geschichte so bedeutsame Periode auch wei terhin auf der Grundlage der Quellen erforscht wird; die vorliegende Arbeit gibt für ein begrenztes Gebiet einen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte der frühbürgerlichen Revolution und kann damit vielleicht weitere Darstellungen anregen. Es gab aber noch einen dritten Grund für die Veröffentlichung dieser Arbeit. Sie ist entstanden in einem Forschungsseminar, das schon vor Jahren bestimmte Methoden kollektiver Arbeit und kameradschaftlicher Hilfe entwickelte, wie sie heute für die sozialistische Gemeinschaftsarbeit vieler Historiker typisch geworden sind und zur Bildung zahlreicher Arbeitsgemeinschaften führten. Das Forschungs seminar hatte sich die Aufgabe gestellt, die frühe Entwicklung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse in Deutschland zu untersuchen und die von Jürgen Kuczynski vertretene Ansicht zu prüfen, die besagt, daß in Deutschland auf eine