Volltext Seite (XML)
Es ist aber weiterhin bezeichnend, daß die Gruppe II, die den höchsten Anteil an den ländlichen Leinewebern aufzuweisen hatte, bei den Bleichlieferanten gar nicht in Erscheinung tritt, während in der Gruppe III immerhin fast ein Viertel der genauer erkennbaren Bleichlieferanten zu finden war. Der Anteil der Gruppen IV und V schließlich übersteigt bei weitem den entsprechenden Anteil an der Dorf produktion. Die Unterschiedlichkeit der Quellen und der immerhin bescheidene Aussagebereich der Bleichrechnungen gestatten allerdings sonst keine generelle Aussage. Ledig lich so viel wird klar, daß die großen Bauern den Löwenanteil an den Bleichliefe rungen hatten, nämlich (die folgenden Zahlen sind die Gesamtmengen für die vier Jahre; die Jahresleistung ergibt sich aus Tabelle XI): 1 Doppelhufner 617 Stück, 4 Hufner 1470,480,186 bzw. 170 Stück. Der 1% Hufner lieferte 75 Stück. Weitere 6 Besitzer von Land verschiedener Größe erweisen sich mit je 20—40 Stück als un interessant, zeigen aber immerhin den reinen Gelegenheitscharakter, den dieses Geschäft annehmen konnte, während der selbst liefernde (Hausgenossen-) Dorf weber im Jahre 1533 40 Stück, also wohl seine gesamte Jahresproduktion auf die Bleiche schickte. Neben diesen 13 direkt erkennbaren Lieferanten stehen nun diejenigen, die in Landsteuerregistern nicht zu finden waren. Bei der zeitlichen Nachbarschaft ist eine Zuordnung zu den Häuslern und Hausgenossen, deren Erwähnung in den Registern von 1530 nicht immer erfolgte, durchaus möglich. Es sind also bei den in den Registern nicht genannten Produzenten Landarmut oder Landlosigkeit sehr wahrscheinlich, vor allem wenn die Identifizierung anderer Bewohner des Dorfes möglich war. Das trifft zu auf (in Klammern die Gesamtmenge) Donat Olbrecht (100) und Caspar Förster (22) aus Bockendorf, Michel Birner (16) und Peter Wagner (40) aus Dittersbach, Paul Ulich (63) aus Falkenau, Bartel Richter (10) aus Görbers- dorf, Urban Ganzei (41) aus Mühlbach und Nickel Gehmel (41) aus Schlegel. Es handelt sich also zumeist um Gelegenheitslieferanten, die zudem nur in einem oder in zwei Jahren nachzuweisen sind. Da wir die Grundsätze der Rechnungsführung der Bleiche nicht kennen, muß offen bleiben,ob sie vielleicht nur als Boten zu be trachten sind und sich hinter ihnen der Landbesitzer-Produzent verbirgt, der das Risiko der Namensnennung scheute. Bei Donat Olbrecht allerdings, der 1533 mit 100 Ballen erscheint, kann man nicht von einem Gelegenheitsgeschäft sprechen, hier ist die Vermittlungsfunktion durchaus primär; denn Dorfweber war er be stimmt nicht, da die detaillierte Beschwerde von 1534 ihn nicht erwähnt. Auch aus anderen Dörfern gibt es neben gelegentlichen noch bedeutendere Liefe ranten, die regelmäßig größere Mengen liefern, ohne als Dorfweber bekannt zu sein, so daß ihre Vermittlungsfunktion sicher sein dürfte. Ich nenne Burkhart Gerlach (807) aus Berthelsdorf, Caspar Sachse (131) aus Ebersdorf, Franz Edel mann (194) aus Gahlenz, Symon Dittmann (170) aus Neudörfchen bei Franken berg und Paul Weyghart (108) aus Sachsenburg.