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denn dort wird 1534 die Benedix’ (zu ergänzen Langin ?) als Dorfweber erwähnt. 202 Wir stehen also vor der Tatsache, daß die Lieferanten für die Bleiche in der großen Mehrzahl nicht mit denjenigen ländlichen Gewerbetreibenden identisch sind, die wir durch die Beschwerden der Zünfte kennen. Diese Frage ist auch hinsichtlich der Zuverlässigkeit unserer Quellen nicht ohne Belang. Von den 21 Dörfern, aus denen die Bleiche beliefert wird, erscheinen 12 in der sehr detaillierten und mit allen Zei chen der Zuverlässigkeit versehenen Beschwerde von 1534 203 , der Rest kurz zuvor in verschiedenen anderen Beschwerden der Jahre 1528 und 1529. 204 Wenn trotz dieser zeitlichen Übereinstimmung Dorfweber und Lieferanten nicht identisch sind, so bleiben zwei Möglichkeiten der Erklärung dafür. Entweder nennt bzw. kennt die Zunft nicht sämtliche Dorfweber. Das ist durchaus denkbar, und ich habe bei aller Vorsicht im einzelnen die Zunftbeschwerden immer als Mindest zahlen gewertet. Es würde das allerdings bedeuten, daß wir die Lieferanten, inso fern wir sie als Dorfweber ansprechen wollen, zu den Gelegenheitswebern rechnen, deren Existenz für die Zunft ohne Interesse war. Oder es gibt neben den mehr oder weniger hauptberuflichen Dorfwebern noch andere Personen, die den Transport der fertigen Leinwand zur Bleiche übernehmen und daran verdienen. Produzent und Lieferant (Kaufmann zu sagen, erscheint mit übertrieben) sind nicht iden tisch. Es gibt in den Dörfern, und sicher nicht nur in den genannten, Personen, die am Zwischengeschäft, an der Vermittlung zwischen Stadt und Land, verdienen, ohne daß sie, wie wir noch sehen werden, Berufskaufleute sind. Tatsächlich werden sich beide Tendenzen mischen. Eine erhebliche Leinenproduk tion der Lieferanten möchte ich nicht annehmen, da das der Zunft nicht ver borgen und in den Quellen nicht ohne Niederschlag geblieben wäre. Andererseits ist es durchaus möglich, daß der eine oder andere Gelegenheitsweber die Vermitt lung in die Stadt übernommen hat, zunächst nur den Transport, später vielleicht auch derart, daß er kaufte und auf eigene Rechnung bleichen ließ, um dann weiter zuverkaufen. Unklar blieb dabei bisher, welche Stellung die als Lieferanten bekannten Personen in ihren Dörfern einnahmen. Wir fragen also, ebenso wie bei den Dorfwebern, nach der sozialen Stellung dieser Lieferanten. Diese Frage läßt sich für 10 der insgesamt 21 Dörfer und auch hier nur für 13 der insgesamt 24 Lieferanten beantworten. Legt man die oben erarbeitete Gruppeneinteilung zugrunde, so ergibt sich Hausgenossen 1 Gruppe III 3 Gruppe I 1 Gruppe IV 4 Gruppe II — Gruppe V 4 Es ist bezeichnend, daß der ei nzige Hausgenosse, zugleich einer der Beiden ist, für die Identität von Leineweber und Bleichlieferant wahrscheinlich zu machen war: Benedix Lang. «»2 Loc. 8746, fol. 243 b. 203 Ebenda, fol. 237 ff. vgl. Regest Nr. 29. 201 Vgl. Regesten Nr. 15—22. 5* 67