Volltext Seite (XML)
erstaunlich, da es einem Durchschnitt pro Dorf von 251,4 (A) und 293,5 (B) ent spricht und damit eine Stärke der A-Dörfer andeutet, die man wohl kaum ver muten würde und die sich auch aus den übrigen Unterlagen nicht ohne weiteres erkennen ließ. Nimmt man hinzu, daß die Zahlen pro Dorfweber noch erstaun licher sind, nämlich 193,3 (A) und nur 70,2 (B), so liegt der Schluß nahe, daß in den Dörfern der untersten Gruppe nicht nur eine althergebrachte Bedarfsdeckung betrieben worden ist. Um diese Zahlen in das rechte Licht zu rücken, führe ich einige Vergleiche an. Bürger von Oederan legten von 1533—1536 4284 Ballen Leinwand (= 9% der Gesamtleistung) auf die Bleiche, Bürger von Hainichen 2311 Ballen (= 5%), beide Städte zusammen also 6595 Ballen, d. h. 14% der Gesamtleistung. Unter den ländlichen Lieferanten nimmt Veit Vogelgesank ausBockendorf, ein Vollhufner, mit 1470 Ballen eine hervorragende Stellung ein; Lieferanten aus Bockendorf erreichen mit insgesamt 2209 Ballen in 4 Jahren beinahe die Liefermenge von Hainichen. Dieser Anteil von Hainichen wird von den 10 Dörfern der Gruppe A (insgesamt 2534 Ballen) sogar übertroffen, und die Lieferanten aus den 11 Dörfern der Gruppe B sind mit 3229 Ballen nachzuweisen, liefern also mehr als Oederan, Zschopau 197 und Mittweida 198 zusammen. Mehr ist dazu zunächst nicht festzu stellen, wir müssen vielmehr eine Reihe weiterer Überlegungen anstellen, um die vorliegenden Zahlen der Bleichrechnungen auszuwerten. Ich schicke die ■wichtigste Feststellung voraus: Unter den 42 Lieferanten aus den 21 Dörfern ist nur einer, den wir bestimmt als Dorfweber erkennen können: Peter Hepner aus Dittersbach, der 1534 15 Stück lieferte. Er ist 1528 auch als Dorfweber mit 2 Gesellen nachzuweisen. 199 Bei zwei weiteren ist die Tätigkeit als Dorfweber immerhin als wahrscheinlich anzunehmen. Im ersten Falle handelt es sich um den Richter von Cunnersdorf, der 1533—1536 insgesamt 480 Stücke bleichen ließ (und zwar 101, 189, 60 bzw. 130 Stücke in den einzelnen Jahren) und der allenfalls identisch sein könnte mit Valten am Ende 200 ; der 1534 in Cunnersdorf gemeldete Dorfweber -wird nicht namentlich genannt. 201 Schließlich wäre an Benedix Lang aus Neudörfchen zu denken, der 1533 40 Stücke auf die Bleiche legen ließ. Es kommen beide ziemlich nahe beieinander gelegenen Neudörfchen in Betracht, doch ist Neudörfchen bei Mittweida wahrscheinlicher, 197 Zschopau hatte 1551 237 Besessene Mann und 43 Inwohner (HOV, S. 300), woraus Blaschke K., Zur Statistik der sächsischen Stadt, a. a. O., S. 137, 1243 E. errechnet. 198 Mittweida hatte 1535 291 Hauswirte und 59 Hausgenossen (Deutsches Städtebuch, Bd. II, S. 153). 1554 waren es 296 Besessene Mann und 222 Inwohner (HVO, S. 254), woraus Blaschke (a. a. O., S. 137), 1747 Einwohner errechnet. Es gab 1529 60 Leine webermeister (Kunze, Arno, Das oberdeutsche Handelskapital, a. a. O., S. 116 Anm. 27). 199 Loc. 8746, fol. 86; vgl. Kunze, Arno, Aub der Frühzeit der westsächsischen Textil industrie. In: „Heimat, Monatsschrift des Altertumsvereins für Frankenberg und Um gebung“, X, S. 67 (1931). 209 Landsteuerregister 289. 201 Loc. 8746, fol. 239.