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Eine undatierte Eingabe der Chemnitzer und Rochlitzer Leineweber (etwa 1517 bis 1519) führt in einer ganzen Reihe von Dörfern und Herrschaften Garnkäufer an. * * * 180 Besonders erbittert war man über die Garnkäufer im Herrschaftsbereich von Zschillen und in der Rochlitzer Pflege (um 1518), denn: „do seint der Stohrer dar manche thun uns gewaldige Eingriff mit dem Garnkauf, wirken gemeynlich alle auf den Kauf“. Genannt wird nur das Dorf Taura. 181 Schon 1512 hatte Herzog Georg in einer Bestätigung der Zunftprivilegien westsächsischer Leineweber gegen den Verkauf von Leinewand durch Dorfweber und dagegen Stellung genommen, daß zugelassene Dorfweber mehr als einen Webstuhl in Betrieb hatten. 182 In Auerswalde, unter E. v. Harras, wohnte 1534 ein Vorkäufer, der Leinwand und Garn außer Landes verkaufte. 183 Im Jahre 1528 wird in dem Altzeller Dorf Bockendorf neben 4 Webern ein gewisser Nickel Raue genannt 184 * , der eine „schwer große Mandel“ gebaut hat. 186 Neben der schon seit längerer Zeit in den Dörfern üblich gewordenen selbständigen Bleiche sowie der Produktion für die Färberei ist also eine weiterer Prozeß der Verarbei tung der fertigen Produkte, nämlich die Zubereitung durch die Mangel, im Dorfe erfolgt. Der genannte Raue war Inhaber von % Acker, also Teilhufner. 186 Im Jahre 1534 meldet die Frankenberger Innung 3 Weber in Dittersbach bei Fran kenberg, von denen einer das Garn wegkauft. Der zweite (Peter Engelmann) rühmt sich öffentlich, er will „gar kauften und sehen, wer es ihm wehren will, die weil ein freier Handel ist im Lande“. 187 In der gleichen Beschwerde nennt die In nung aus Ebersdorf, unter E. Zaschwitz’ Erben, zwei Leineweber, von denen einer, „Balthasar Helbigh, den wir gütlich gebeten, von solcher Arbeit abstehn. Darauf uns mit bösen und groben Worten begegnet und gemeint, dieweil es von seiner Herr schaft ungewehrt wohl arbeiten wolle, und sich besser behelfen, als wir armen in den Erbregister uff die fünf Dorfschaften usw.) wird Sebastian Zaspel (1 Hufe) genannt. Inwieweit es sich hier um Verwandte handelt, die zu Landbesitz gekommen waren, muß offen bleiben. 180 Loc. 8746, fol.; 61b; vgl. Regest Nr. 10. 181 Ebenda, ohne fol. Taura hatte 1551 51 Besessene Mann und 100 Inwohner (HOV, S. 260). 182 Loc. 8746, fol. 12ff. 183 Ebenda, fol. 238d; Auerswalde hatte 1548/1551 50 Besessene Mann und 6 Häusler sowie 97 Inwohner; insgesamt 32 Hufen (HOV, S. 292). 181 Loc. 8746, fol. 104; Bockendorf hatte 1552 29 Besessene Mann und 72 Inwohner (HOV, S. 153). 186 Der beste Kenner der Geschichte der mitteldeutschen Leinenproduktion, Arno Kunzr, hat (Produktivkräfte a.a.O., S. 35) Bockendorf als wichtigen ländlichen Produktionsort anerkannt, der auch zur Veredelung durch die Mangel übergegangen war. 188 Es gibt in Bockendorf 1530 (nach dem Landsteuerregister 289) 2 Doppelhufner, 10 Huf ner, 3 Dreiviertelhufner, 2 Viertelhufner, 3 Gärtner und 2 nicht näher bezeichnete Landbesitzer, von denen der eine der Richter, der andere Teilhufner oder Gärtner ist. 187 Loc. 8746, fol. 328c, f.; Dittersbach hatte 1551 21 Besessene Mann und 60 Inwohner (HOV, S. 293).