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nimmt bezeichnenderweise nach 1530 sehr schnell relativ ab. 124 In gewisser Weise macht sich diese Abhängigkeit vom Feststellungsverfahren der Zünfte auch bei der Gruppe B bemerkbar und wirkt sich hier in einer Stagnation in der dritten Periode aus. Weniger oder gar nicht von dem Verlaufe der Auseinandersetzung beeinflußt erscheinen die Weberdörfer. Die ökonomische Bedrohung der Städte, die von ihnen ausging, wurde schon so früh erkannt, daß die Zuspitzung des Kampfes um 1530 nur zur Präzisierung der früheren Dorfweberangaben geführt hat. Wenn wir auch annehmen müssen, daß durch Quellenstudium wohl noch weitere Orte der Gruppe C ermittelt werden können, so kann doch gesagt werden, daß ihre Zahl sich nicht wesentlich erhöhen wird. 125 Bei der Beurteilung der Ergebnisse unserer Analyse muß man sich vergegenwär tigen, daß die Grundlage nicht einheitlich war. So ist es ein wesentlicher Unter schied, daß wir in einem Falle (Tabelle V) die von der Stadt am hartnäckig sten kontrollierten und bekämpften Orte vorfanden, im anderen Falle (Tabelle VII) eine sehr große Zahl von Orten, die, teils nur gelegentlich, teils ohne Störung durch die Stadt, Leineweber beschäftigten. Wir können weiter feststellen, daß in Tabelle V durch den Zustrom so vieler neuer Dörfer der Gruppe A eine gänz lich andere Verteilung der Dörfer auf die drei Gruppen eintrat. Gemeinsamkeiten zwischen Tabelle V und VII können wir in den folgenden Punkten feststellen: 1. Die Ausgangsposition der ländlichen Leinenproduktion am Ende des 15. Jh. ist stark. 2. Die Zahl der Weber (Spalte 2) steigt durchgehend. 3. Die Gruppe B (Spalten 5 und 6) erreicht im Jahrzehnt von 1521 bis 1530 absolut und relativ den Höhepunkt ihrer Entwicklung. 4. Die Dörfer der Gruppe C (Weberdörfer) setzten sich nach einer gewissen Stagnation in den zwanziger Jahren im letzten Jahrzehnt eindeutig durch und bilden das Rückgrat der ländlichen Leinenproduktion. 5. Die Gesamtentwicklung der Landproduktion ist gekennzeichnet durch: a) Stagnation der Entwicklung der kleinen Dörfer (Gruppe A), b) Rückgang der Dörfer mittlerer Größe (Gruppe B), c) wachsende Bedeutung der Dörfer der Gruppe C. 6. In den letztgenannten „Weberdörfern“ produzieren schließlich 47,8 Prozent aller Weber (Tabelle VII, Sp. 8) bzw. 68,2 Prozent der Weber aus den 40 unter suchten Dörfern (Tabelle V, Sp. 8). Man kann daher von einer gewissen Konzentration der ländlichen Leinenproduktion sprechen. 124 Immerhin zeigt die Analyse der Bleichrechnungen (vgl. unten, 63 ff.), daß die Rolle dieser Dörfer auch hinsichtlich der möglichen Warenproduktion nicht unterschätzt werden darf. 125 Heute läßt sich feststellen, daß in den vergangenen Jahren bemerkenswerte Ergebnisse nicht erzielt worden sind, obwohl ich von verschiedenen Kollegen auf Zufallsfunde länd licher Leinenproduktion hingewiesen wurde. 41