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I. DIE LEINENPRODUKTION SACHSENS IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Im Mittelpunkt der Entwicklung der Leinenproduktion Sachsens vom 14. bis 16. Jh. steht die Chemnitzer Bleiche 31 , die durch ein Privileg im Jahre 1357 das Monopol der Leinwandveredelung für ein Gebiet im Umkreis von 10 Meilen er hielt. Die Bleiche war in ihrer ersten, allerdings nur wenige Jahre dauernden Entwick lungsphase in der Hand von vier Handelskapitalisten, die auch im Bergbau engagiert und finanzkräftig genug waren, die für die Bleiche bestimmten Lein wandmengen zu kaufen und nach der Bearbeitung selbständig zu vertreiben. 32 In 31 Die Quellen zur Geschichte der Chemnitzer Bleiche sind gedruckt in: „Codex diplomati- cus saxoniae regiae“ (abgek. CDS) II. Hauptteil, Bd. VI (Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster) bearb. Ermisch, Hubert, Leipzig 1879; sowie bei Helbig, Herbert, Quellen zur älteren Wirtschaftsgeschichte Mitteldeutschlands. Weimar 1952 ff., Bd. IV. (1953), Nr. 289ff.; vgl. auch Zöllner, Carl Wilhelm, Geschichte der Industrie- und Handelsstadt Chemnitz, S. 43ff. und Zöllner, Reinhard, Die Anfänge der Chemnitzer Industrie. In: „Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte“, III, 114ff. (1876); Aubin-Kunze, Leinenerzeugung, a. a. 0., S. 7ff.; Kunze, Arno, Die nordböhmisch-säch sische Leinwand und das Nürnberger Handelskapital. 1926, S. 17 f.; Heitz, Gerhard, Grün dung, Kapazität und Eigentumsverhältnisse der Chemnitzer Bleiche (1357—1471). In: Vom Mittelalter zur Neuzeit. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Sproemberg, Berlin 1956; dazu die Rezension von Hühns, Erik. In: „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“, VII. Jg., 4, S. 874 ff. Die neuesten Bemerkungen zur Bleiche stammen von Kunze, Arno, Die Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse in Chemnitz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Einflüsse des oberdeutschen Handelskapitals. In: „Beiträge zur Heimatgeschichte von Karl-Marx- Stadt“, H. 4, 1955, S. 30ff., sowie derselbe, Der Frühkapitalismus in Chemnitz. Ebenda, H. 7, 1958, S. 9ff. 32 Unter den vier Privilegierten von 1357 war Nickel Monhaupt der mächtigste Mann. Er war Bürger von Freiberg und von 1353 bis 1360 Münzmeister. Im Tuchhandel können wir ihn auf Grund von Geldgeschäften mit dem Landesherrn (occasione pan- norum) nachweisen, und seine Tätigkeit im Leinengroßhandel ergibt sich aus dem Wort laut des Privilegs von 1357 (CDS II, 6, Nr. 23). Ausführlich zu Monhaupt jetzt Unger, Manfred, Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs im Mittelalter. Phil. Diss. Leipzig 1957, S. 162 (ungedr.), vgl. Autorreferat in: „Wiss. Z. der Karl-Marx-Universität zu 15