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Adels. Von hier aus organisierte Herzog Georg gemeinsam mit Philipp von Hessen den Kampf gegen Thomas Müntzer. Die in Leipzig unter dem „angriffslustigen“ Herzog Georg, einem der „aktivsten Vertreter der Herrenpartei“ 335 , versammelten Truppen waren zum großen Teil Knechte, also Söldner der sächsischen Städte und Ämter. Mochten sie auch noch so zögernd und unvollständig eintreffen 336 , so wurde doch die entscheidende Phase — kurz vor der Niederlage Müntzers — ohne allzu gefährliche Situationen überstanden. Wie groß trotz allem der Schreck war, erkennt man aus den Strafen, die den am Aufstand beteiligten oder der Teil nahme verdächtigten Städten und Dörfern auferlegt wurden. Dabei zeigten die Aktionen im Erzgebirge fast keine Organisation, die Verbindung zum Vogtland und Thüringen war sehr lose und wurde nur durch einige von dort geflohene An führer vermittelt. Selbstverständlich zogen auch die sächsischen Adligen aus dem Bauernkrieg die Lehre, daß solchen revolutionären Erhebungen vorgebeugt werden müsse. Als Folge des Bauernkrieges wurde in den Wettinischen Landen den Bauern das Waffentragen verboten. 337 Die landesherrlichen Verordnungen auf dem Gebiete der öffentlichen Sicherheit ergehen in den Jahren nach dem Bauernkrieg ebenfalls besonders zahlreich. 338 Doch diese in der Verschärfung der feudalen Abhängigkeit sich ausdrückende Tendenz fand — wenn man von den Strafmaßnahmen absieht — nicht sogleich ihre Verwirklichung. Es vergingen noch einige Jahrzehnte, ehe sie in breiterer Front wirksam wurden. 339 Vor Ende des Jahrhunderts war das nicht abgeschlossen. So ist auch das Verhältnis von Stadt und Land nicht oder doch nicht sofort durch den Ausgang des Bauernkrieges grundlegend verändert worden. In dem größten Teil des Landes hatten die Bauern sich nicht am Bauern krieg beteiligt. Die Verhältnisse in Sachsen unterschieden sich in mancher Hin sicht von denen des übrigen Deutschland. Entscheidend war die Tatsache, daß 335 Smirin, M. M., Die Volksreformation des Thomas Müntzer und der große Bauernkrieg. Berlin 1952, S. 285; Meusel, Alfred, Thomas Müntzer und seine Zeit. Berlin 1952, S. 173ff. 336 Das Landesaufgebot erschien Georg zu unsicher, daher die Werbung von Knechten (vgl. Fuchs, Einleitung); über die Bereitschaft der Kirche, diese Werbung finanziell zu unterstützen, vgl. Gess, Nr. 964. Über das Amt als Militärbezirk findet sich eine Dar stellung bei Pannach, Heinz, Das Amt Meissen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16. Jh. In: Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, hrsg. von Sproemberg, Hein rich, Kretzschmar, Hellmut und Werner, Ernst, Bd. 5, Berlin 1960, S. 94 ff. 337 Görlitz, Woldemar, a. a. 0., S. 203 f. mit Anm. Er weist auch (S. 448 Anm.5) auf Be fürchtungen neuer Unruhen hin, die den Verlauf des Ständetages von 1526 beeinflußten. 338 Ebenda, S. 199 ff. Für die ernestinischen Gebiete vgl. auch Ernestinische Landtags akten. Bd. I, Die Landtage von 1487 bis 1532, bearb. von C. A. H. Burkardt (Thürin gische Geschichtsquellen, NF 5. Bd.,) Jena 1902, Nr. 454. 463. 339 Kötzschke, Rudolf, Ländliche Siedlung, a. a. O., S. 120: „Nach dieser schweren Erschüt terung trat im Verlaufe des Reformationszeitalters eine gewisse Festigung und Abklä rung der ländlichen Zustände ein, im Verhältnis von Herrengut und Bauernland auf der Flur unter dem Zeichen des Beharrens auf Menschenalter hinaus, in sozialer Hin sicht freilich mit zunehmendem Druck auf die bäuerliche Bevölkerung.“