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aufständische Bauern ergibt, die zwischen Stollberg und Zwickau versammelt waren, und, eine für Bauernaufstände typische Kampfesform 328 , alle zur Teil nahme an ihrer Bewegung zwangen 329 , während der Adel bereits flüchtig war. Auch die Chemnitzer Gegend ist unmittelbar beteiligt gewesen, denn in Raben stein, Meinersdorf und Jahnsdorf (!) hatten sich die Bauern erhoben. 330 Die Un sicherheit der Lage erkennt man am besten daran, daß aus Annaberg und Schellen berg keine Hilfstruppen gestellt werden konnten, wie sie Georg verlangte. 331 Während die Bergknappen als Führer 332 der Aufständischen erscheinen oder doch mit ihnen sympathisieren, haben die Räte von Freiberg, Annaberg und Chemnitz nach einigem Zögern eine ablehnende und den Bauern feindliche Haltung ein genommen. 333 Von einem Zusammengehen der Städte mit den Bauern ist also nicht zu sprechen. 334 Das erklärt sich aus der inneren Lage in diesen Städten, aber auch aus ihrer Kampfstellung gegen die Landproduktion. In den Bergstädten gingen Rat und Bürgerschaft vor den Forderungen des revo lutionären Teils der Bergknappen ins Lager des Landesherren über. In Orten, wo es zur Zeit des Bauernkrieges offene soziale Kämpfe nicht gab, wie z. B. in Chem nitz, Oederan und Zschopau, erklärt sich die landfeindliche Einstellung der Bür ger u. a. aus den seit Jahrzehnten mit aller Hartnäckigkeit geführten Streitig keiten wegen der ländlichen Produktion, die man nunmehr entscheidend treffen zu können glaubte. Diese Haltung der Städte hat ein Ausweiten des erzgebirgi- schen Aufstandes verhindert. Dabei zeigt die Tonart der landesherrlichen Schrei ben und der Antworten darauf die Gefahr einer Beteiligung der sächsischen Bauern. Denn gegenüber den Unruhen in Thüringen, mit dem revolutionären Mittelpunkt in Mühlhausen, war Sachsen die Ausgangsbasis der Fürsten und des 328 Porschnew, B. F., Formen und Wege des bäuerlichen Kampfes gegen die feudale Aus beutung. In: „Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswiss. Reihe“, S. 440ff„ 1952. 329 Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, hg. von Gess, Felician (abgek. Gess. mit Nr.) Bd. II., 1917, Nr. 945. 330 Fuchs, Nr. 1820, 1864; diese Aufzeichnungen verdanken wir der Tatsache, daß diese Orte um Stundung der ihnen auferlegten Strafgelder gebeten hatten; eine Beteiligung auch anderer Dörfer des Abts von Chemnitz ist daher nicht ausgeschlossen. 331 In Annaberg war die Werbung ganz ohne Erfolg (ebenda, Nr. 1362). Der Amtmann mußte feststellen, „es ist ein teufelhaftig werk unter die leut kommen“ (ebenda, Nr. 1397). Hans v. Pflug, Herr zu Rabenstein, verweigert die geforderte Hilfe mit dem Hin weis auf täglich zu erwartenden Aufruhr in der Gegend (ebenda, Nr. 1402). Vgl. auch ebenda, Nr. 1381, 1410 und 1432 über Annaberg, sowie Gess, Nr. 930 über Dresden und Pirna. Da im Amt Schellenberg wenig Ritterpferde zur Verfügung stehen, hat der Amt mann die Bauern aufgeboten. Er äußert aber (Fuchs, Nr. 1482) Bedenken, ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen:,, mich bedunkt, es sei ferlich, eulen mit eulen zu speisen“ und mehr Bauern auf den Schellenberg zu nehmen, als Knechte dort sind. 332 Ebenda, Nr. 1496 bittet der Amtmann Wolkenstein um Hilfe gegen den Zug der Berg knappen in die Dörfer derer von Berbisdorf. Zur Haltung der Bergleute vgl. jetzt Sieber, Siegfried, Die Teilnahme erzgebirgischer Bergleute am Bauernkrieg 1525. In: Bergbau und Bergleute, Freiberger Forschungshefte, DU, Berlin 1955, S. 83ff. 333 Fuchs, Nr. 1841. 334 So auch Fuchs, Vorwort S. XXVIII.