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In vielen Fällen wurde auch naß gesiebt, wobei man entweder einen Läutereffekt oder aber eine unmittelbare Anreicherung erzielen wollte. Gerade dieses Waschen auf feinen Sieben zur Erzielung von feinen Schmelzkonzentraten ist sehr interessant. In mehreren Stufen wurde mit runden Handsieben abnehmender Maschenweite in Bottichen naß gesiebt, wobei der Siebdurchgang jeweils dem nächst feineren Sieb aufgegeben wurde. Der Durchfall des letzten Siebes war Fertigkonzentrat. Daß eine solche Arbeitsweise möglich war, ist nur aus der Vorbehandlung sulfidischer und arsenidischer Erze durch Rösten zu erklären. Bei der Zerkleinerung und beim Naß sieben zerfiel das geröstete Erzmineral zu Schlamm, während die Berge gröber blieben. Es wurde so durch einfaches Klassieren eine Anreicherung auf hütten fähiges Konzentrat erzielt. Als Siebböden dienten Drahtgeflechte aus Weicheisen und Kupfer oder gelochte Bleche aus gleichem Material. Wenn man von dem eben erwähnten Sonderfall absieht, waren alle Anreicher verfahren zu Agricolas Zeit Methoden der nassen Schwerkraftaufberei tung, die auch unter dem Begriff der „naßmechanischen Aufbereitung" bekannt sind. Diese Verfahren nutzen die unterschiedlichen spezifischen Gewichte der Mine ralien zu ihrer Trennung aus. Nur wenn merkbare Wichtedifferenzen zwischen dem Erzmineral und der Gangart vorhanden sind, lassen sie sich mit Erfolg anwenden. Das ist für die seinerzeit aufbereiteten Erze allgemein der Fall. Gediegen Gold, edle Silbererze, Zinnstein, Bleiglanz und Kupfererze, besonders die des eisernen Hutes, haben ein bedeutend höheres spezifisches Gewicht als die beibrechenden Gangarten Quarz, Kalkspat und andere. Roherze mit solcher Zusammensetzung ließen sich auch mit den technisch nicht vollkommenen mittelalterlichen naßmechanischen Verfahren aufbereiten. Allerdings waren manche Verfahren der Anreicherung zu Agricolas Zeit bei. sehr reichen Erzen reine Läutermethoden, wie beispielsweise bei der Aufbereitung polnischer Bleierze, die lediglich in Schlämmgräben von anhaftenden Galmei- und Lettenschlämmen befreit wurden. In sehr vielen Fällen wurden aber auch echte Sortierverfahren im heutigen Sinne angewendet, um hüttenfähige Konzentrate zu erzeugen. Im Prinzip waren alle noch jetzt üblichen naßmechanischen Anreicher methoden im Mittelalter bekannt. Dazu gehört die Setzarbeit in der Form des Stauchsetzens ohne und mit Bettgraupen, das Anreichern in Rinnenwäschen und auf festen Herden. Nach Agricolas Beschreibung wurde das Stauchsetzen — Bild 3 — erst um 1500 eingeführt. Beim normalen Siebsetzen, wie es im Bilde dargestellt ist, fiel das Unterkorn in das Waschfaß, das Uberkorn wurde dann mit dem „Streich brett" in leichte Berge und schweres Erz getrennt, nachdem durch die Wasserstöße beim Stauchen die Schichtung nach der Wichte vollzogen war. Jedoch scheint das Verfahren damals noch untergeordnete Bedeutung gehabt zu haben. Feinkorn wurde durch Bettgraupen aus Erzmineral unter Verwendung gröberer Siebe ins Unterfaß durchgesetzt, so daß die Berge auf dem Sieb mit dem Bett verblieben. Die Schlämmgräben, die nach dem Prinzip der Rinnenwäschen arbeiten, spielten sowohl für die Aufbereitung zerkleinerter Bergerze als auch für die der Seifensande eine überragende Rolle. Agricola beschreibt die verschiedensten Kon struktionen, die jedoch in ihrerWirkungsweise völlig übereinstimmen.ZweiSchlämm- gräben typischer Bauart sind in Bild 4 dargestellt. Das gemahlene Erz fließt als Schlammtrübe zunächst auf das Haupt der Gräben, wo es mit einer sogenannten „Kiste" durchgearbeitet wird, die im vorliegenden Falle nicht, wie sonst üblich, von Hand, sondern durch einen Kurbeltrieb betätigt wird. Hierdurch wurde der