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reicherprozesse gehören. Damals wie heute war es das Ziel der Aufbereitung, Mineralien sortenmäßig rein voneinander zu trennen. Dazu ist es notwendig, daß die selben frei nebeneinander vorliegen, daß also Wertstoff und Ballaststoff oder, fach technisch ausgedrückt, Erz und Berge nicht miteinander in demselben Stück ver wachsen sind. Das Rohhaufwerk muß also vor einer sortenmäßigen Trennung „auf geschlossen" werden. Ist das Gut grob verwachsen, was bei den reichen Erzen des Mittelalters wohl die Regel war, so kann man es mit Fäusteln zerschlagen und die Erzbrocken und Berge durch Auslesen trennen. Diese Scheide- und Klaubearbeit spielte eine große Rolle. Das Klauben wurde, ähnlich wie heuzutage, hauptsächlich von Frauen und Jugendlichen durchgeführt. Die sogenannten Scheideörter waren mit festen Steinplatten als Unterlage belegt. Mußte die Z e r k 1 e i n e r u n g wegen einer engeren Verwachsung der Mineral komponenten weitergetrieben werden, wurde das Gut in manchen Fällen auf gepflasterten Plätzen mit dreschflegelähnlichen Instrumenten zerschlagen. Dies geschah allerdings nur bei reicheren Erzen. Arme und noch feiner verwachsene Fördergüter erfordern jedoch einen weitergehenden Aufschluß. Vor allen Dingen kommt es darauf an, die Zerkleinerung so durchzuführen, daß sich die miteinander verwachsenen Erz- und Bergemineralien an den Korngrenzen trennen. Dieses Pro blem löst auch die moderne Technik oft nur ungenügend, besonders wenn die Erze sehr hart und die haltigen Erzkomponenten spröde sind. Im Mittelalter spielte in diesem Zusammenhänge das Mürbebrennen und das Rösten eine große Rolle, Prozesse, die vor der eigentlichen Aufbereitung durchgeführt wurden. Wäh rend das Mürbebrennen vollkommen aus der Zerkleinerungstechnik verschwunden ist, spielt das Rösten im modernen Hüttenwesen nach wie vor eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zu den Röstverfahren der Neuzeit, die stets auf Konzentrate angewendet werden, wurden jedoch zu Agricolas Zeit vorwiegend die R o h e r z e geröstet. Zwar gibt Agricola als Grund für das Rösten auch die Entfernung von Schwefel, Arsen und Bitumen an, doch wäre es auch damals einfacher und billiger gewesen, sich auf die Anreicherprodukte zu beschränken. In jener Zeit war das Rösten ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Aufschlußverfahrens, der sich entscheidend auf den Erfolg der angewendeten Anreichermethoden auswirkte. Durch das Abrösten des Schwefels und Arsens erlitten die betreffenden Metallver bindungen einen beachtlichen Volumenschwund, der sie von den nicht zersetzbaren Bergebestandteilen ablöste und zugleich besonders leicht zerreiblich werden ließ. Das Mürbebrennen und auch in den meisten Fällen das Rösten geschah in Haufen auf offenen Plätzen und auf gleichfalls offenen Röststadeln und -herden. Jedoch zeigt Agricola auch geschlossene Bienenkorb - und sogar komplizierte Mehrkammeröfen für die Röstung. Bei den letzten herrschte teilweise eine reduzierende Atmosphäre, so daß etwas elementarer Schwefel und bei bituminö sen Erzen wohl manchmal auch Teer gewonnen wurde. Sonst entwichen aber die schwefel- und arsenhaltigen Röstgase ganz oder weitgehend ins Freie, was den Betrieb nicht eben gesundheitsfördernd gemacht haben wird. Gerade daran erkennt man jedoch die Kleinheit der Aufbereitungsbetriebe, denn wenn die zweifellos auf getretenen Rauchschäden durch die Röstung größere Ausmaße angenommen hätten, würde sie Agricola höchstwahrscheinlich erwähnt haben, was aber nicht der Fall ist. Für wie wichtig man das Mürben der Erze durch Brennen oder Rösten hielt, geht daraus hervor, daß der Prozeß nach Bedarf mehrfach wiederholt wurde, bis der gewünschte Erfolg erzielt war.