Arme Erze im heutigen Sinne erhielt die Aufbereitung nur beim Gold- und Zinnerzbergbau. Soweit es sich um Roherze handelte, wie die Zinngreisen und -zwitter von Altenberg, Geyer und Schlaggenwald im Erzgebirge, wurden selbstver ständlich nur die reichsten Partien gewonnen, deren Zinngehalte um ein Mehrfaches höher lagen als bei den jetzt geförderten. Das gleiche dürfte für die Siebenbürger kiesigen Golderze gelten. Grundsätzlich anders lagen die Dinge bei den Gold- und Zinn seifen. Hier hat man im Mittelalter in Anbetracht des hohen Wertes der Metalle Lagerstätten ausgebeutet, die auch mit der modernen Technik nicht mit wirtschaftlichem Erfolg aufbereitet werden können. Der zu damaliger Zeit not wendige umfangreiche Aufwand an primitiver Handarbeit konnte wohl nur dadurch geleistet werden, daß die beschäftigten Leute unter ungünstigsten Lebensbedingun gen, teilweise in unbezahlter Fronarbeit der ganzen Familie einschließlich der Kin der, tätig waren. Mehrfach erwähnt Agricola die Unaufmerksamkeit der jugend lichen Arbeiter, die wohl vor allem darauf zurückzuführen war, daß dieselben eben kein Interesse am Ergebnis ihrer Arbeit hatten. Dadurch wurden hohe Metallverluste verursacht. Ein wichtiger Faktor für die technische Entwicklung ist die Energie, die für den Antrieb von Maschinen verwendet werden kann. Sie bestimmt in erster Linie die Maschinenleistung und damit die Durchsatzmenge einer Anlage. Mecha nische Energie stand den alten Aufbereitungen nur in Form von Wasserkraft zur Verfügung, die vorwiegend durch oberschlächtige Wasserräder ausgenutzt wurde. Windkraft, die schon frühzeitig für die Getreidemüllerei angewendet wurde, scheint wegen ihrer Unstetigkeit für den Antrieb von Aufbereitungs maschinen nicht gebraucht worden zu sein. Dagegen griff man häufig auf die Muskelkraft von Menschen und Tieren zurück. So zeigt Bild 1 Treträder ver schiedener Konstruktion, die zum Antrieb von Mahlgängen benutzt wurden. Auch Pferdegöpel wurden verwendet. Abgesehen davon, daß das Betreiben einer solchen „Tretmühle" eine physische und psychische Quälerei schlimmster Art war, konnte natürlich nur eine ganz geringe Antriebskraft erzielt werden. Die Arbeitsmaschine selbst mußte sehr klein sein und setzte entsprechend wenig durch. Da auch für den Transport des Roherzes und der Aufbereitungsprodukte ausschließlich Handarbeit eine Rolle spielte, konnte eine mittelalterliche Aufbereitung stets nur ein ausgesprochener Kleinbetrieb sein. Wahrscheinlich haben auch während der mittelalterlichen Blütezeit des sächsischen Erzbergbaus alle vorhandenen Erz wäschen zusammen kaum den Durchsatz einer modernen Aufbereitungsanlage mittlerer Größe erreicht. Wenn trotzdem insgesamt nicht unbeträchtliche Pro duktionszahlen für manche Metalle erzielt wurden, so lag das an dem oben erwähnten Umstand, daß die verarbeiteten Erze wesentlich reicher waren als heute. Ebenso niedrig wie der Durchsatz lag im allgemeinen wohl auch das Metallaus bringen der Erzwäsche. Anders wäre es sonst nicht zu erklären, daß Agricola erwähnt, Herzog GEORG von Sachsen habe im Jahre 1512 dem SIGISMUND VON MALT IT Z das Recht auf alle alten Bergwerkshalden verliehen. Dieser verarbeitete danach die Zinnhalde von Altenberg und Dippoldiswalde mit den — angeblich von ihm selbst — neuerfundenen Naßpochwerken. Wenn er sich nicht einen guten Gewinn daraus versprochen hätte, weil die Halden noch sehr erzreich waren, dürfte er sich kaum auf das Unternehmen eingelassen haben. Die mittelalterliche Erzaufbereitung verfügte zur Erfüllung ihrer Aufgaben über Methoden, die zur Gruppe der Vorbereitendenverfahren und der An- li