Voraussetzung hat. In den damaligen stets gebirgigen Gegenden des Bergbaus war diese Voraussetzung vielmals gegeben. Oft aber mußten zunächst umständliche Zuleitungen für das Wasser geschaffen werden. Es dürfte wohl auf Agncolas Wirken zurückzuführen sein, daß sich im ersten Jahrhundert nach seinem Tode die bergbauliche Wasserwirtschaft, die Anlage von Sammeiteichen und der Bau langer Hanggräben, um die Wasser den Radstuben der Schächte zuzuführen und sie durch Stollen abfließen zu lassen, in — man kann sagen — großartiger Weise entwickelt hat. Der Antrieb durch Wasserräder spielt daher in der technischen Darstellung Agricolas eine wichtige Rolle. Während bei Pumpen und anderen Maschinen das Wasserrad aber stets in der gleichen Richtung laufen konnte, war es bei dem wechselnden Auf und Ab der Schachtförderung erforderlich, die Drehrichtung des Wasserrades ständig umzukehren. Das gelang durch die Erfindung des sog. Kehr- r a d e s , dessen Bild in Agricolas Buch das damals modernste an bergbaulicher Technik darstellen dürfte. Ein großes Rad war mit zwei aneinandergefügten Schaufelkränzen versehen, deren Schaufeln in entgegengesetzte Richtung gestellt waren und wobei durch einfache Schütze der Wasserstrom beliebig auf die eine oder andere Schaufelreihe geleitet werden konnte. Bild 4 gibt ein großes Kehrrad wieder, das in der Darstellung dieses Bildes zwar für Zwecke der Wasserhaltung diente, indem die mit Grubenwasser gefüllten Kübel aus dem Schacht gezogen wurden, in gleicher Weise aber natürlich auch für die Förderung verwendet worden ist. Kehrräder dieser Art haben sich infolge ihrer Einfachheit, Dauerhaftig keit und billigen Arbeitsweise im deutschen Erzbergbau bis in unsere Zeit hinein erhalten. In weniger entwickelten Bergbauländern dürften sie noch heute in großem Umfange in Anwendung stehen. Die Größe und das Speichenwerk des Kehrrades, der Durchmesser des Seil- oder Kettenkorbes und die Anordnung des Bedienungs standes N für den Schützer O, der volle Übersicht über die ganze Fördereinrichtung hat, lassen eine außerordentlich durchdachte Konstruktion erkennen Neben dem Heben des Fördergutes ist auch das Einhängen von Lasten vor gesehen, um nicht nur Grubenholz, sondern auch schwere Wellen für Wasserräder, Pumpenteile u. a. einbringen zu können. Auch dafür gibt Agricola Anweisungen. In diesem Falle muß der Haspel nach Art unserer Trommelhaspel gearbeitet sein, indem ein Ende des Seiles am Rundbaum oder Seilkorb befestigt ist. Bei schweren Lasten sind zwei Haspel hintereinander zu schalten. Um das Anstoßen des ein gehängten Gegenstandes an der Schachtzimmerung möglichst zu verhüten, wird empfohlen über Schachtmitte eine Seilführung anzubringen. Bei allen hier erwähn ten Darlegungen macht Agricola genaue Angaben über die Größe der Werkzeuge und der Maschinen, die Abmessungen und Gewichte aller Einzelteile, ohne eine Begründung für die Wahl gerade dieser Maße zu geben, eine Tatsache, die sich bei allen weiteren Ausführungen auch im Gebiete der Aufbereitung und des Hütten wesens wiederholt. Wie man zu diesen Zahlen gekommen ist, wird mit Schweigen übergangen. Der Stand der Physik und der Technischen Mechanik erlaubte ihm eine Berechnung nicht. Es handelt sich vielmehr um Werte, die man als damalige Normen ansehen kann und die sich handwerksmäßig unter Anpassung meist an die Kraft des Menschen und dem von den Eigenschaften des Erzes bestimmten notwen digen Kraftaufwand ergaben. Allein diese Sammlung von Erfahrungszahlen in einer Zeit, in der eine Berechnung im heutigen Sinne noch ausgeschlossen war, kennzeich net die umfassende Arbeit Agricolas, aber auch die Bedeutung seines Buches für seine Mitwelt und die Generationen der nachfolgenden mindestens drei Jahrhunderte