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Den alten, von der Geldwirtschaft abgelösten Tauschhandel (Ware gegen Ware) charakterisiert Agricola mit den Worten: „... so ist dies die von den Vätern überkommene Sitte der Menschen, die einige Länder und Inseln bewohnen, die die Portugiesen und Spanier aufgefun- den haben, Erzeugnisse gegen Erzeugnisse zu tauschen." Und Agricola erklärt sich eindeutig für die mit der Verwendung des Geldes ent standenen Vorteile: „Aus drei Gründen hauptsächlich ist die Verwendung der Münze vorteilhalter für die Menschheit als der Tauschhandel: 1. Weil sie für die Angleichung der Warenpreise besser geeignet ist als die Ware selbst, 2. weil meist mit geringerem Aufwand Gelder, die gering an Zahl sind und wenig Platz beanspruchen, getragen und gefahren werden können als Waren, die zahlreich und groß sind, und weil 3. einige Völker unsere Waren nicht brauchen, wir aber ihre Waren nicht ent behren können. Die Münze hindert jedoch nicht, daß bisweilen Waren gegen Waren getauscht werden können, wofern es die Kaufleute wollen." Schließlich entwickelte Agricola in der Frage der Münzqualität und im Sinne einer aktiven Außenhandelsbilanz solche Gedankengänge, die es nahelegen, ihn als einen Vertreter des Merkantilismus in Deutschland zu bezeichnen. Er schreibt: „Erstens müssen Gesetze gegeben werden, die den Aufwand regeln, damit die Bewohner mit den Ausgaben, die sie für Auslands waren verwenden, nicht das Maß überschreiten. Wenn nämlich solche Ausgaben sich im gesetzlichen Rahmen halten, und notwendig, nicht verschwenderisch und ohne Maß sind, werden die Leute den größten Teil ihres Geldes behalten und bewahren. Ferner werden wir die Kaufleute nicht schädigen können. Denn wenn wir gute Münzen haben, werden sie die Waren für wenige Geldstücke verkaufen, wenn weniger gute, für viele. Und so werden sie vermittels beider Verkaufsmethoden dasselbe Gold- bzw. Silber gewicht erreichen. Weiter kann der König bzw. Fürst oder das Gemeinwesen vorausschauend leicht verhüten, daß die Kaufleute weniger gute Münzen, die sie mitbringen, den Einheimischen oder Bürgern statt guter eintauschen. Sie müssen nur Geschworene bestimmen, die jedes ausländische Geld prüfen und seinen Wert kennzeichnen. Dann müssen sie es niedriger taxieren, als es wert ist, und ein Gesetz geben, damit die Münze nicht mehr gilt, als sie festgesetzt haben. Wenn sie ferner fürchten, die unerfahrene Masse des Volkes möchte die kleinen aus ländischen Münzen, die sie nicht genügend kennt, als gute annehmen, müssen sie ein weiteres Gesetz geben, das das Volk daran hindert, solche Münzen an zunehmen. Es muß jedoch Leute geben, die Münzen gegen Münzen tauschen... Da ja aber die Kaufleute auch — um doppelten Gewinn zu erzielen — die Waren meist in dem Lande zu kaufen pflegen, in das sie ihre eigenen einge führt haben, aber Verlust erleiden, wenn sie sie von den Einheimischen mit