Mineralogie dieses bedeutsamen Mannes hat HILLER (1941) das Wesentliche gesagt. Es bleibt hier noch zu klären übrig, ob DE BOODT die Systematik seines Werkes der wohl größten Sammlung der damaligen Zeit, der Rudolfinischen, ent nommen hat. Leider sind keine Inventare, die Aufschluß darüber hätten geben können, über die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gerettet worden. Gewisse Anzeichen lassen darauf schließen, daß er seine Aufstellung nach einem Vorbilde geordnet hat; doch bringt er manche Sachen gänzlich anders als AGRICOLA. Im Jahre 1550 wurde ANSELMUS DE BOODT in Brügge geboren. Er studierte Jura und Medizin, letztere vor allem in Heidelberg. Nachdem er sein Studium beendet hatte, über nahm er eine Stelle in der Finanzverwaltung seiner Heimatstadt. Etwa von 1584 an weilte er am Hofe RUDOLFS II. in Prag. Er unternahm von dort eine Reise (vielleicht auch zwei) nach Italien und wurde in Padua zum Doktor promoviert. Am 1. 1. 1604 wurde er Leibarzt von RUDOLF II. in Prag. HILLER, dem wir die meisten dieser Angaben verdanken, ver mutet, daß DE BOODT hauptsächlich dem Kaiser als Berater und Verwalter seiner Edel stein- und Mineraliensammlung zur Seite gestanden hat. Nach dem Tode des Kaisers 1612 ging er nach Brügge zurück und lebte dann noch 25 Jahre in einem Kloster, bis er im Alter von mehr als 80 Jahren starb. Sein Werk Gemmarum et lapidar um h i s t o r i a wurde im 17. Jahr hundert zum Handbuch der Edelsteinsammler und Juweliere. Es erlebte folgende Auflagen: 1. 1609 Hanau lateinisch 2. 1636 Leyden lateinisch (Herausgeber A. TOLL1US) 3. 1644 Lyon französisch (Herausgeber BACHOU) 4. 1647 Leyden lateinisch (Herausgeber J. DE LAP.T) 5. 1649 Lyon französisch (Herausgeber BACHOU) ANSELMUS DE BOODT wurde bislang in der Geschichte der Mineralogie fast völlig vernachlässigt. Außer in den schönen Arbeiten HILLERs (die z. T. aber an ver steckten Stellen erschienen sind oder in Zeiten, in denen andere Probleme dringen der waren) ist er kaum erwähnt. Auch die modernste Geschichte der Mineralogie von TERTSCH (1947) gedenkt seiner nicht. Gewiß hat er keine neuen, grund legenden Erwägungen angestellt, „aber die Art, wie er die damals von den gröb sten Schlacken des Wunderglaubens gereinigte Steinkunde bringt, war neu. Mit dem Erwachen der Liebe zur Natur war ein Buch nötig, das diese ... nur um ihrer selbst willen darstellte und in keiner Weise medizinische oder ähnliche Absichten verfolgte." Im Buch I seines Werkes bringt DE BOODT genaue Definitionen von gemmae und lapides und stellt eine Art System auf. Doch sollen uns diese philosophischen und medizinischen Fragen hier nicht weiter interessieren. Dagegen sei ein Blick auf seine Mineralkenntnis geworfen, die er im Buch II ausbreitet. Die Edelsteine und Steine, die DE BOODT behandelt, sind in Agricolas d e natura f o s s i 11 u m in den Büchern IV bis VII enthalten. Wenn auch der größte Teil der angeführten Minerale schon 1546 erwähnt und beschrieben worden ist, so hat DE BOODT es doch verstanden, neue Gesichtspunkte hervorzuheben. Vor allem herrscht bei ihm ganz offensichtlich das Verlangen vor, den Wert einzelner Steine in Münzwerten anzugeben. Damit wird dieses Werk auch für die Ge schichte des Edelsteinhandels wertvoll. Agricola hatte 60 Jahre früher doch im all gemeinen nur gesagt, daß ein Stein wertvoll sei, ohne den Preis anzugeben. Hier erfahren wir Z. B., daß beim Diamant 1 Karat 50 Dukaten kostete, während ein Rubin