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Eine weitgehende Übereinstimmung beider Mineralsysteme ist gegeben, wie auch zu erwarten war. Wenn auch die meisten Mineralien KENTMANNs aus Sach sen stammen, so lehrt doch ein Blick in sein Verzeichnis, daß auch ein großer Teil seiner Sammlung außersächsisches Material enthält. So hat er z. B. vom Gold Belege von Elbgold, aus vielen Bächen im Meißnischen, aus den Karpathen, aus Ungarn (wobei er wie Agricola Pannonia schreibt), aus Noricum oder der Steier mark, vom Rhein, von Bächen bei Hohnstein (Sächs. Schweiz). Aber auch von ande ren Mineralien hat der Sammler stets versucht, möglichst viel Material aus den verschiedensten Gegenden und Ländern zu bekommen. Einige seien noch angeführt: Zinn: Joachimsthal, Schlackenwald, Allenberg, Hengstererben, Schreckenberg. Elbe, Schneeberg, Böhmen, England (!) Wismut: Altenberg, Joachimsthal, Schneeberg Silber: Schneeberg, Carrara, Padua, Italien, Regensburg, Karlsbad Marmor: Etrurien, Carrara, Padua, Italien, Regensburg, Karlsbad, Hildesheim, Annaberg, Zöblitz, Rochlitz, Belgien, Stolpen (Basalt!), Venedig, Verona, Ägypten In der Nomen clatura also nur ein Verzeichnis sächsischer Mineralien sehen zu wollen, wird der Tätigkeit des Sammlers nicht gerecht. Es ist der erste uns bekannte Versuch, die Systematik der Mineralien, die AGRICOLA aufstellte, in die Praxis umzusetzen. Dieser Versuch darf als geglückt angesehen werden. Etwa 1700 Minerale, Gesteine, Fossilien und Edelsteine hat der Dresdner Arzt im Laufe weniger Jahre zusammengetragen. Was uns heute so wertvoll ist, können wir in die Worte kleiden, daß uns KENTMANN neben die lateinischen Namen, die er Agricola entnahm, die entsprechenden deutschen Ausdrücke setzte und dazu eine reiche Liste Fundorte angab. KENTMANN ist ohne Zweifel der bedeutendste Samm ler jener Blütezeit mineralogischer Forschung. Er ist, nach ZAVNICK, keiner, „dessen Name in den Annalen der europäischen Wissenschaftsgeschichte an erster Stelle glänzt ..dessen Name aber unstreitig in erster Linie zu nennen ist, wenn eine Geschichte der Naturwissenschaften in sächsischen Landen geschrieben wird." CONRAD GESNER (26. 3. 1516 — 13. 12. 1565) Durch den Dresdner KENTMANN ist der Züricher GESNER mit der sächsischen Mineralogie bekannt geworden. In dem bereits mehrfach erwähnten Werke d e omni r e r um f o s s i 1 i um g e n e r e , g e m m i s , lapidibus... 1565 ver öffentlichte er eine gut bebilderte Arbeit de r e r u m i o s s i 1 i u m , ] a p i d u m et gemmarum maxime, figuris et s i m i 1 i t u d i n i b u s Liber... mit einer ganz anderen Einteilung als AGRICOLA - KENTMANN! Sie lautet: I. Jene Steine, in denen Linien, Punkte, Figuren und Formen abgebildet sind II. Steine, in denen Sonne, Mond und Sterne abgebildet sind III. Meteorsteine (Donnerkeile) IV. Steine und Metalle V. Einfache Minerale VI. Kunstprodukte aus Metall, Steinen, Edelsteinen VII. Fossile Pflanzen (Pseudofossilien)