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an Kurfürst AUGUST vom 18. III. 1555, den man tatsächlich als ,,Friedensbrief'' bezeichnen könnte 66 . Dort heißt es: „Denn, was gibt es Traurigeres, Schädlicheres, Verhängnisvolleres als den Krieg? Was dagegen Froheres, Fruchtbringenderes, Heilsameres als den Frie den? Aus jenem jedenlalls strömt, wie aus einem häßlichen, widerlichen Surnple Schande, Übelkeit, Mißgeschick, Verderbnis; aus diesem wie aus einer angenehmen reinen Quelle Ehrenhaftigkeit, Tugend, Wohlstand, Heil ... In einem gesegneten und erfreulichen Frieden stehl alles in Blüte: niemand wird seines Vermögens beraubt und aus seinem Besitze vertrieben,- jeder einzelne macht froh Gebrauch von dem, was für uns zum Genießen erzeugt wird; Freunde feiern, mit Kränzen geschmückt, festliche Mähler, bei denen mannig faltiger Klang und Harmonie der Stimmen, Saiten und Flöten ertönen; Städte lassen widerhallen die lieblichen Gesänge der Handwerker, die Wälder die der Hörner, die Äcker die der Bauern-, die Kirchen antworten mit Stimmen und Ton göttlichen Preisens." V GELEHRTER UND STAATSMANN (CHEMNITZ 1533—1555). über die letzte Zeit von Agricolas Aufenthalt in Joachimsthal ist nur wenig bekannt. Auch ist man über die Gründe, die ihn veranlaßten, von Joachimsthal nach Chemnitz zu ziehen, nur auf Vermutungen angewiesen, unter denen die Ver mutung, daß er an einem ruhigeren Orte seine reichen wissenschaftlichen Pläne ausreifen lassen wollte, die größte Wahrscheinlichkeit für sich haben dürfte. Fest steht, daß er in Joachimsthal seine Stelle als Bergarzt bereits 1530 auf gegeben hatte 67 . 1531 dürfte sich Agricola noch in Joachimsthal aufgehalten haben 68 , doch bald nach Chemnitz verzogen sein 6 “. Auch dürfte Agricola in der Zwischenzeit Reisen wissenschaftlicher Natur nach verschiedenen Bergorten unternommen haben. Die auf den ,,B e r m a n n u s" folgende große Publikation über die antiken Maße und Gewichte („De m e n s u r i s et p o n d e r i b u s") ist laut Widmungs brief vom 5. März 1533 bereits aus Chemnitz datiert, wo das Leben und Wirken Georg Agricolas seinen Höhepunkt und Abschluß finden sollte. In dieser überaus fruchtbaren Zeit seines Wirkens in Chemnitz konnte Agricola trotz seiner starken Beanspruchung als Arzt, als Bürgermeister der Stadt, als Hof historiograph und Staatsmann eine Reihe hervorragender Arbeiten naturwissen schaftlichen, historischen, ökonomischen, mathematischen, philologischen, geo graphischen und medizinischen Inhalts, insbesondere seine berühmte Arbeit „D e re metallic a", vollenden, die seinen Weltruhm begründen sollte. 56 Siehe ERWIN HERLITZIUS, Georg Agricola (1494—1555) — ein großer deutscher Natur forscher und Humanist, Zeitschrift „Bergakademie“, Akademie-Verlag, Berlin 1955, 7. Jg., Nr. 2, S. 74 57 Nach JOHANN MATHESIUS: „(Ujronicu ber Kavicrlicfien ftepen 23crgftatf Sanct Soadjimä 5J)al" waren Agricolas Nachfolger in Joachimsthal 1530 der Magister Magnus Hund und 1533 sein Studienfreund Johann Neefe. 58 Siehe REINHOLD HOFMANN, a. a. O. S. 41/42 59 Siehe auch Stadt-Archivar zu Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) RUDOLPH STRAUSS, Georgius Agricola — Forscher, Lehrer und Patriot, in „Tägliche Rundschau“ vom 26. V. 1955. Die von HELMUT WILSDORF, a. a. O. S. 443, angeführten Daten weisen einige Widersprüche auf.