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28 Leo Stern fürffcn unb dürften bes bepligen 9?ömifcf)cn Okid^"’ 1 ist ein Hochgesang auf Deutschland, seine Bodenschätze, die Fruchtbarkeit seiner Länder, den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner Menschen. Aus Liebe zum Vaterlande mögen die Fürsten „bic 3crfpaltunfl im ©lauben, rocldx fid) bermafren anfeVen läfjt, ate ob fie bk Sinigfeit beutfdjer 9lation zertrennen rooHte, burd) gute Mittel aufzubeben fud)cn ... Verhalten, ob g,lcid) 92eib, 3n>eiläufte ober 3iviefpalt unter uns ®eutfd>en mären, feilten fie bad) um gemeinen JcußeS Qßitten ... Eingelegt merben". Die kraftvolle Türkenrede Agricolas, deren Schwung an die Schriften HUTTENs erinnert, ist ein bleibendes Denkmal seiner großen patriotischen Gesinnung, die er in fast allen seinen Schriften offenbart’ 2 . In dieser Flugschrift klingt am stärksten die Klage der deutschen Humanisten über die unerträgliche feudale Zer splitterung durch, wobei Agricola entgegen den partikularistischen Interessen seiner Landesherren sich als entschiedener Anhänger des Zentralisationsgedankens erweist”. In dieser hochpolitischen Rede unterläßt es Agricola nicht, gegen die nieder geworfenen Bauern, die das Kommen der Türken als Erlösung von ihrem unerträg lichen Joch begrüßten, zu polemisieren. „Weg mit den unwissenden und närrischen Bauern, die den Türken als Herrn ersehnen (Eant nunc rustici ignari ac stolidi, ac Turcam sibi dominum petant)". Doch zugleich richtet er seine Anklage gegen die protestantischen Eiferer, die im Kampf gegen die katholischen Habsburger mit den Türken sympathisieren, und gegen die Fürsten, die sich mit den Türken gegen Habs burg verbünden. Es heißt dort: „Weg mit jenen wahnsinnigen Priestern, die den Türken für den einzigen Verwalter der Gerechtigkeit erklären, unter dem ein jeder, ungestörter als unter den Fürsten der Christenheit, seines Glaubens leben dürfe (Eant Sacerdotes illi vaecordes, qui Turcam tanquam unicum iustitiae administratorem, et sub quo aequius, quam sub Principibus Christianis, cuicunque religioni dedito vivere liceret ...). Weg mit den unredlichen und übelwollenden Fürsten, die sich mit dem türkischen Heerführer gegen die christlichen Könige und Fürsten verbunden! (Eant nobiles quidam improbi et maligni, et cum Vaiovoda Turcae confoederato contra Christianos Reges, et Principes coniurent..Doch ungeachtet seines leidenschaftlichen Aufrufs zu einem Offensivkrieg gegen die Türken, den er als einen gerechten Krieg erklärt, ist Agricola als echter Humanist stets ein entschiedener Anhänger des Friedens und der friedlichen Arbeit, die er zu preisen nicht müde wird, zuletzt in seinem vielzitierten Widmungsbrief sl Im lateinischen Original ist die „Oratio de bello adversus Turcam suscipiendo ... ad Ferdinan- dum ...et Principes Germaniae“ erst 1538 zu Basel erschienen, in deutscher Sprache bereits 1531 in Dresden und Nürnberg durch LORENZ BERMANN herausgegeben worden. Diese Rede wurde von Bemann, der sie mit einem Widmungsschreiben versah, auch übersetzt. Anders U. HORST, Georgius Agricola. Ein großer sächsischer Naturforscher, in: „Natur und Heimat“, Sachsen-Verlag, Dresden, Jg. 1954, Heft 1, S. 3—5 52 Siehe REINHOLD HOFMANN, a. a. O. S. 40/41, J. JANSSEN, a. a. O. S. 323—325 und G. H. JACOBI, a. a.O. S. 42/43 M Siehe auch HELMUT WILSDORF, Neue Agricola-Forschungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden, a. a. O. S. 442 54 Diese Stelle in der „Oration“ wird in der Agricola-Literatur (insbesondere von katholischer Seite) als auf Luther gemünzt angesehen “ Lateinische Zitate aus der „Oratio de Bello adversus Turcam“, herausgegeben von JOHANN ROSINI in Leipzig 1594, S. 29