Die kunstgeschichtliche Stellung der Holzschnitte in Agricolas „de re metallica' 291 also BASILIUS WEFRING und HANS RUDOLF MANUEL-DEUTSCH, vielleicht un mittelbar Zusammenarbeiten können? Dann müßte MANUEL-DEUTSCH eine Reise von Bern oder Basel nach Chemnitz und Joachimsthal gemacht, die Arbeit dort mit AGRICOLA und mit WEFRING besprochen und sich auf den erzgebirgischen Gru ben Belehrung und Anschauung geholt haben. Man möchte es fast annehmen. Es sind aber keinerlei Anzeichen oder Überlieferungen vorhanden, die für diese An nahme sprechen. Eine solche Tatsache würde vielleicht auch von MATHESIUS in seiner Joachimsthaler Chronik erwähnt worden sein. Trifft die Annahme nicht zu, haben WEFRING und DEUTSCH getrennte Arbeit geleistet und keine per sönliche Fühlung miteinander gehabt, also der eine in Joachimsthal die Ent würfe gezeichnet, der andere in B e r n die Umzeichnungen und Übertragungen auf den Holzstock gefertigt, dann beweist das eine um so größere Leistungsfähigkeit beider. Jedenfalls haben BASILIUS WEFRING und HANS RUDOLF MANUEL ge nannt DEUTSCH, ein Bildwerk geschaffen, das untrennbar mit der Hauptschöpfung des GEORGIUS AGRICOLA verbunden ist und unsere größte Beachtung und Wür digung verdient. Grundsätzlich ist der hohe Stand der Bilder bei Agricola nach Zeichnung und Schnitt aber dem gewaltigen Einfluß zu verdanken, den ALBRECHT DURER seit etwa dem ersten Erscheinen von RÜLEINs Bergbüchlein ausgeübt hat, und zwar durch sein praktisches Vorbild in der Gestaltung des Holzschnittes und durch seine theoretische Belehrung der Deutschen in der Kunst des räumlichen Sehens und Zeichnens 34 . ALBRECHT DÜRER ist der stille Mittler zwischen ULRICFI RÜLEIN und dem unbekannten Formschneider der Bergbüchlein-Figuren einerseits und BASILIUS WEFRING sowie RUDOLF MANUEL-DEUTSCH und ZACHARIAS SPECKLIN anderseits, wie auch wiederum zwischen diesen drei Agricola-Helfern und ihren Mitarbeitern. 31 ALBRECHT DÜRER: Unterweisung der Messung. Herausgegeben von ALFRED PELTZER. München 1908. — JULIUS SCHLOSSER: Die Kunstliteratur. Wien 1924. S. 226—246. — HEIN RICH WÖLFFLIN: Die Kunst Albrecht Dürers. 6. Auflage. München 1943. S. 25—26, 34, 214 fg., 280 fg., 345 fg., 354 fg. L. OLSCHKI: Geschichte der neusprachlichen wissenschaftlichen Literatur; Band 1, Die Lite ratur der Technik und der angewandten Wissenschaften vom Mittelalter bis zur Renaissance. Heidelberg 1919. S. 414—451. Allgemein verweise ich zur Entwicklung des Holzschnittes außer auf HELLER auf die fol gende Literatur. ELFRIED BOCK: Die deutsche Graphik. München 1922. S. 3—14. — PAUL BRANDT: Schaffende Arbeit und bildende Kunst. 2 Bände. Leipzig 1927/28. — W. L. SCHREI BER: Handbuch der Holz- und Metallschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts, Band 7: Der Formschnitt; seine Geschichte, Abarten, Technik, Entwicklung und ikonologischen Grundlagen. Leipzig 1929. S. 20—25, 33, 36—38, 55 fg. i»’