Volltext Seite (XML)
Die kunstgeschichtliche Stellung der Holzschnitte in Agricolas „de re metallica“ 287 Bergbüchlein auf zwei Bildern den Mond und auf einem die Sonne anschei nend unmotiviert 20 . Jedenfalls entspricht die Ausschmückung der Bilder in De re metallica dem allgemeinen Brauch der damaligen Holzschnittkünstler 27 . Bei der Fülle des Bildwerks und der großen Zahl der in ihm dargestellten Per sonen liegt die Frage nahe, ob der Zeichner gelegentlich sich selbst oder namentlich seinen Auftraggeber, den Schöpfer des ganzen Werkes, darin verewigt hat. Die letz tere Frage, ob die Holzschnitte vielleicht irgendein Bildnis des A g r i c o 1 a enthalten, habe ich selbst im Laufe der Jahrzehnte ab und an geprüft und mit ande ren erörtert. Zum Beispiel ist sie auch in dem bereits erwähnten Agricola-Kreis in der seinerzeitigen „Rheinischen Gesellschaft für die Geschichte der Naturwissen schaften, Medizin und Technik" behandelt worden. Öffentlich literarisch ist diese Frage meines Wissens früher nicht erörtert worden, denn sie läßt sich ja nicht ent scheidend beantworten, sie gestattet nur die Äußerung von Möglichkeiten und Vermutungen. Mehrere Bilder kommen für eine solche Vermutung in Betracht. Auf rund zwanzig Bildern sind Personen dargestellt, die nicht an der vorgeführten Arbeit beteiligt sind, sondern den Arbeitern zuschauen oder auch einen Gegenstand besonders betrachten. Meist sind es zwei Personen, die sich unterhalten, zum Teil mit dem Finger auf bestimmte Gegenstände weisend (1928/53, S. 32, 90, 136, 146, 167, 173, 174, 177, 324, 468, 505, 507). In wenigen Fällen ist es eine einzelne Person, die den dar gestellten Vorgängen zusieht (1928/53 S. 145, 277, 283, 285, 293, 452, 477)- Auf drei Bil dern schreibt ein Mann, entweder mit der Feder in ein Buch (S. 360) oder mit Kreide auf eine Bank (S. 507) oder eine Tafel (S. 414). Die Annahme, daß in einer dieser Personen AGRICOLA dargestellt wäre, ist vielleicht am ehesten möglich bei den Bildern des Schürfens mit Wünschelrute und Gräben (S. 32), des Feuersetzens (S. 90), des Zinnschachtofens (S. 360) und des Glasofens (S. 507). Von diesen ist das Schürferbild — Bild 15 — das erste und das Glasofenbild (hier bei BEYERSDORFER, S. 161) das letzte des ganzen Werkes. — Es könnten also die am vorderen Rand des ersten Bildes dargestellten beiden Beschauer gewissermaßen das Buch eröffnen; es könnte AGRICOLA mit einem seiner bergbau lichen Mentoren — LORENZ BERMANN, BARTHOLOMÄUS BACH, PETRUS PLATEANUS oder JOHANN HÜBSCH — sein. — Oder auf dem letzten Bilde des Buches könnten der einsame Rechner im Vordergründe und die beiden zu gemein samem Trünke Versammelten im Hintergrund — darunter vielleicht der befriedigte Zeichner BASILIUS WEFRING — das Werk beschließen. Auf dem Bilde vom Feuersetzen stehen zwischen Schnitzbank und Haspelschacht zwei Männer in ernstem Gespräch, der eine sehr aufmerksam und grübelnd zu hörend, der andere lebhaft erzählend und mit der Hand über die weite Landschaft weisend. Könnte einer der beiden AGRICOLA, der andere einer seiner bergmänni schen Freunde sein? — Schließlich ist am linken Rande des Zinnhüttenbildes (S. 360) ein Mann — vielleicht AGRICOLA — emsig beschäftigt, Notizen in ein Buch zu 26 PIEPER: Rülein S. 80, 81, 87, 195; Fig 3, 5, 10. 27 R. VON LICHTENBERG: Über den Humor bei den deutschen Kupferstechern und Holzschnitt künstlern des sechzehnten Jahrhunderts. Straßburg 1897. S. 13, 23, 26, 27, 29, 31, 34, 76, 77.