DER BRIEFWECHSEL AGRICOLAS, EIN ÜBERBLICK Von ULRICH HORST, Berlin Kurze Übersicht Dr. GEORGIUS AGRICOLA hat, wie fast alle zeitgenössischen Humanisten, einen lebhaften wissenschaftlichen Briefwechsel geführt. Leider ist nur noch ein geringer Teil dieses Briefwechsels erhalten. Die meisten der erhaltenen Briefe sind uns nur im Abdruck bekannt; hierzu gehören alle von Agricola verfaßten Widmungsbriefe („epistolae nuncu- patoriae"), die er seinen Schriften, der Sitte der Zeit entsprechend, voranzustellen pflegt. Von den verhältnismäßig wenigen im Original vorliegenden Briefen stammen nur einige von Agricola selbst; die anderen sind an ihn gerichtet. Es ist daher anzunehmen, daß sie aus seinem Nachlaß, den seine Erben nicht zusammenhielten, gerettet worden sind. Der gesamte Briefwechsel Agricolas ist bisher noch nicht veröffentlicht worden. An der Herausgabe aller Briefe mit deutscher Übersetzung und Erläuterung, die bereits PIEPER [1] im Jahre 1944 gefordert hat, wird von mir schon seit längerer Zeit gearbeitet. Die Briefe von und an Agricola sollen im 5. Band der Agricola- Gedenkausgabe [2] erscheinen. In diesem Band wird außerdem W. PIEPER die Briefe der Zeitgenossen Agricolas behandeln, in denen Agricola erwähnt wird. Der vorliegende Beitrag kann daher nur einen Überblick über Agricolas Brief wechsel geben. Die Quellen Die ältesten Quellen sind Agricolas Werke mit ihren Widmungsbriefen. Die älteren Widmungsbriefe (bis 1546) sind an sächsische Fürsten, die späteren über wiegend an ihre Räte (von 1546 an) gerichtet. Bezeichnenderweise sind die letzt genannten Schreiben verhältnismäßig kurz, wohingegen einige der den Fürsten gewidmeten Briefe die längsten der erhaltenen Schreiben darstellen, die Agricola verfaßt hat. Von den 34 Werken Agricolas sind 20 erhalten. 15 davon haben Widmungs schreiben; zu „De mensuris et ponderibus" und zu ,,D e ortu et c au s i s subterraneoru m" liegen sogar je zwei Widmungsschreiben für verschiedene Auflagen (und an verschiedene Landesherren) vor. Wenn man berück sichtigt, daß die Mehrzahl von Agricolas Werken erhalten geblieben ist, dann ergibt sich, daß von Agricolas gesamten Briefen die Widmungsbriefe am vollständigsten sind. Ein einziges Werk Agricolas mit dem dazugehörigen Widmungsbrief ist i n deutscherSprache abgefaßt; es handelt sich um die leider nur noch in einer Abschrift (ohne die Vorrede Agricolas) vorhandenen vier genealogischen Bücher über das sächsische Fürstenhaus. Weitere Angaben enthält die nachfolgende Zusammenstellung. 17 Agricola