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1100 bis 1200° K sich gradlinig ändert, berechnen wir die Temperatur der Inversion, die dem Druck p so = 1 atm entspricht, nach der Formel O'lQ • 1 oo r ' = 1100 + - 4701 — 112O 0 K = 847°C (6) Hieraus ersehen wir, daß der Prozeß der Bleigewinnung aus dem Bleierz, der in Polen im 16. Jahrhundert angewendet wurde, sich zur Verarbeitung der reich haltigen Erze unter der Voraussetzung eignet, daß die Temperatur während der Reaktion 847° C übersteigt. Es muß hinzugefügt werden, daß eine zu große Temperaturerhöhung zwar den Prozeßablauf beschleunigt, jedoch die Bleiverluste infolge Verflüchtigung von Pb, PbS und PbO erhöht. Diese Verluste sind um so größer, je mehr flüchtige Bestandteile in Form von Äs 2 O 3 , Sb 2 O 3 das Bleierz enthält, überdies fördert die zu hohe Temperatur die Bildung von leicht schmelzbarem kieselsauren Blei, das, da es mit den Sulfiden nicht reagiert, das Metallausbringen verringert. Die gegenwärtig noch oft übliche Form der Bleierzeugung durch die Röstreaktion wird ausschließlich für Aufbereitungserze verwendet und ermöglicht prak tisch nur eine teilweise Gewinnung des Bleigehaltes; der übrige Teil geht in die Schlacken, die wiederum in Schachtöfen verarbeitet werden, wo das kieselsaure Blei reduziert wird. Die Notwendigkeit der Aufbereitung von sulfidischen Bleierzen vor ihrer Verhüttung wurde durch die Polen im 16. Jahrhundert berücksichtigt, wo rüber sich Agricola folgendermaßen äußert: „Die Polen bereiten in einem 10 Fuß langen, 3 Fuß breiten und 1 Fuß und 1 Spanne tieien Graben unreines Bleierz auf und waschen es, denn es ist mit einer gelblichen Erde vermischt, welche nasser, sandiger Ton bedeckt. Daher wird zunächst der Ton, dann das Erz gegraben-, dieses fahren sie zum Bache oder Flusse und werfen es in den Graben, in den durch ein kleines Gerinne Wasser hineingelassen wird. Der Wäscher stellt sich neben den unteren Teil des Grabens und rührt mit einer schmalen, ziemlich spitzen Kratze, deren hölzerner Stiel 10 Fuß lang ist. Dadurch schwemmt das Wasser die Erde in den Bach oder Fluß, der Bleiglanz setzt sich im Graben ab; diesen wäscht er noch ein- oder zweimal in gleicher Weise und macht ihn rein. Darauf wird er an der Sonne getrocknet, in ein kupfernes Sieb getan und so das feine Korn, welches das Sieb durchläßt, vom groben getrennt. Dieses wird auf einem Rost, ersteres im Ofen verschmolzen." (de re met, S. 306). Bei dem Vergleich der Bleigewinnung aus dem Bleierz im 16. Jahrhundert mit der heutigen Gewinnung kann leicht festgestellt werden, daß der technologische Verarbeitungsprozeß der reichhaltigen Sulfide auf Metall keinen grundlegenden Änderungen unterworfen wurde. Geändert haben sich nur einige Einrichtungen, und die Mechanisierung wurde eingeführt, was zur Steigerung der Ergiebigkeit bei getragen hat. Das so gewonnene Blei ist verhältnismäßig rein; es enthält Silber, das man wiedergewinnen kann. Die Kunst der Gewinnung des Silbers aus dem Blei durch die Oxydation des Bleis bei hoher Temperatur zur Glätte PbO war den Polen im 16. Jahrhundert ebenfalls nicht unbekannt und wird mit gewissen Änderungen bis jetzt in dem so genannten deutschen Kupellationsprozeß erfolgreich praktiziert. Bild 1 zeigt den