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GEORG AGRICOLA UND DIE POLNISCHE METALLERZEUGUNG IM XVI. JAHRHUNDERT Von A. KRUPKOWSKI, Krakow Zu Anfang des 15. Jahrhunderts macht sich eine neue, starke geistige Strömung bemerkbar, die fast ganz Europa ergreift. Bekannt unter dem Namen Renaissance zerstört diese Strömung die mittelalterlichen Vorurteile und führt zu neuen An schauungen des menschlichen Lebens. Die Renaissance umfaßt all mählich sämtliche Lebensgebiete und führt in zahlreichen Fällen zu revolutionären Umbrüchen. Sie fördert die Entwicklung der geistigen und materiellen Kultur, und im Ergebnis entstehen im 15. und 16. Jahr hundert monumentale Werke auf dem Gebiete der Literatur, der schönen Künste sowie zahlreicher wissenschaftlicher Disziplinen. In Polen zählt zu den Spitzen errungenschaften dieser Epoche die Schaffung der Volksliteratur durch MIKOLAJ REJ und ihre weitere Entwicklung, die durch die Schöpfungen von JAN KOCHA- NOWSKI zum Ausdruck kommt, sowie die Entdeckungen von MIKOLAJ KOPER- NIK, die der modernen Astronomie den Weg wiesen. Der kritische Gedanke des Renaissancemenschen ist bemüht, die Schlupfwinkel der Natur kennenzulernen, indem er mutige Kreise von der Durchdringung der Geheimnisse des Weltalls bis zu den Forschungen über die Naturprobleme des täglichen Lebens zieht. In dieser Epoche entstehen mehrere hervorragende Werke des Deutschen GEORG1US AGRICOLA, von denen in Polen besonders bekannt sind: „De veteribus et novis metallis" aus dem Jahre 1546 sowie „De re metallic a", das 1556 veröffentlicht wurde.Das letztereWerk ist das bedeutsamste der Veröffentlichungen, die damals dem Bergbau gewidmet worden sind; es besteht aus 12 Büchern (Teilen) und zeigt die Methoden der Erzförderung und -Verarbeitung sowie der Metallerzeugung. Aus diesem Buch erfahren wir alles Wesentliche von der Darstellung des Kupfers, Bleis und Zinns aus den Erzen, über die Gold- und Silbertrennung von Kupfer und Blei, über die Raffinierung des Kupfers und die Eisenerzeugung. Wir bewundern häufig die außerordentliche Eindringlichkeit der Schilderung und die gesunde Urteilsfähigkeit Agricolas über die Erzreduktion. Nach stehend seine eigenen Worte: „Man kann nämlich zwar dadurch, daß man die Erze erhitzt, röstet oder brennt, manche Bestandteile, die mit den Metallen gemischt oder verbunden sind, abtrennen, vieles auch durch Zerkleinern im Mörser, das meiste aber durch Verwaschen, Sieben und Auslesen wegbringen. Indes gelingt es auf diese Weise nicht, alle Bestandteile, welche das Aussehen der Metalle ver schleiern und sie unrein und unscheinbar machen, zu entfernen. Deshalb ist es nötig, die Erze zu verschmelzen, wodurch Erden, erstarrte Lösungen und Gesteine von den Metallen so getrennt werden, daß jedes Metall die ihm eigene' Farbe zeigt, daß es rein wird, und daß es mit größtem Nutzen für die