Mineralschätze unseres Landes, über unseren Bergbau und unser Hüttenwesen genaue Informationen besaß, die er dann nach systematischer und sorgfältiger Aus wertung in seinen Werken auf arbeitete. Es bedeutet für uns einen unersetzlichen Verlust, daß bis heute nicht festgestellt werden konnte, mit wem von unseren unga rischen Fachleuten er im Briefwechsel stand und wer ihn über unsere einstigen Bergwerke in Schemnitz, Kremnitz, Neusohl usw., über ihre Entstehungszeit, über die Ausdehnung und Mächtigkeit unserer Erzlagerstätten, über unsere Aufberei- tungs- und Weiterverarbeitungswerke, über unsere Pochanlagen, Wasserpump- werke, Hütten usw. unterrichtete, überraschend ist nämlich die große Zahl seiner auf Ungarn bezüglichen Angaben, vor allem aber ihre Zuverlässigkeit und Genauigkeit. . Uber das Alter der Gruben sagt er z. B. in „De r e m e t a 11 i c a" (S. 3) 2 , daß die Gold- und Silbergruben von Schemnitz und Kremnitz auf Grund der ältesten Privilegien der Einwohner 800 Jahre alt sind, so daß demzufolge der Berg bau an diesen Orten seinen Anfang nach dem Jahre 750 n. u. Z. genommen haben dürfte. Es unterliegt zwar keinem Zweifel, daß die Richtigkeit dieser Angabe bestreitbar ist, doch zeugt es für das Ansehen Agricolas, daß die Historiker von Schemnitz und Kremnitz die Entstehung der Gruben auf Grund dieser Angabe selbst in der jüngsten Zeit noch auf die obigen Jahre zurückführten. Ebenso können wir mit Stolz lesen (S. 36), daß von den bekannten Gold- g ä n g e n die von Kremnitz am mächtigsten waren, wobei sie stellenweise eine Mächtigkeit von 15 bis 18 und sogar 20 Lachter erreichten. Von unseren im Bergbau verwendeten maschinellen Einrichtungen hat Agricola in einer ausgezeichneten Skizze und in einer ausführlichen Beschreibung (S. 164 bis 165) die durch Pferdekraft betriebenen Heinzenkünste in Schemnitz verewigt, von denen in einem der Schächte drei Stück übereinander eingebaut waren und das Wasser aus einer Teufe von 670 Fuß in die Höhe förderten. Die drei Künste wurden — wie zu lesen ist — von insgesamt 96 Pferden angetrieben, die durch einen schraubenförmig verlaufenden, geneigten Schacht bis zur untersten Maschine gelangten. In einer äußerst anschaulichen Zeichnung (S. 250—251) führt er den Auf bereitungsprozeß des Kupfererzes von Neusohl und Herrengrund zu sammen mit den technischen Einrichtungen, Werkzeugen und Arbeitern vor. Das Kupfererz wurde demnach in drei Kastensieben klassiert und dann in Setzfässem durch Handsiebe angereichert. Dieser einzige zeitgenössische Holzschnitt, der die Aufbereitung des einst weltwirtschaftliche Bedeutung besitzenden Kupfererzes der Thurzöschen Gruben in Herrengrund darstellt, ist eines der wertvollsten Doku mente unserer bergtechnischen Entwicklungsgeschichte. Ebenso wertvoll ist auch seine Zeichnung und Beschreibung des — aller Wahr scheinlichkeit nach Kremnitzer — Pochwerkes mit seinen 20 Pochstempeln und seinem Wasserrad (S. 279) sowie seine Darstellung der auch „polnisch" genann ten „ungarischen" Kapellen usw. In seinen Werken paaren sich übrigens seine Mit teilungen über die technischen Einrichtungen unserer ehemaligen Gruben und Hütten mit einer genauen Kenntnis der Mineralschätze Ungarns, was bedeutet, 2 Die Schrifttumshinweise beziehen sich auf die Ausgabe des Jahres 1928 der Agricola-Gesell- schaft.