WAS HAT DER UNGARISCHE BERGBAU AGRICOLA ZU VERDANKEN? Von EUGEN FALLER, Sopron Anläßlich des 400. Jahrestages seines Todes gedenken die Berg- und Hüttenleute Ungarns — wie die vieler anderer Länder — mit tiefer Anerkennung der Krone der deutschen Montanwissenschaften, des „Vaters" der Mineralogie, des Bergbaus und Hüttenwesens: des Humanisten GEORGIUS AGRICOLA. Die folgenden kurzen Ausführungen sollen keine allgemeine Würdigung des Lebenswerkes und der Bedeutung Agricolas sein, sondern sollen den Dank und die Erkenntlichkeit des Ungartums ausdrücken, weil er sich in seinen Werken — und vornehmlich in „De re metallic a", das ihm Weltruf einbrachte — an mehre ren Stellen mit Anerkennung über unsere einstigen Bergwerke und Hütten 1 aus spricht, was besser als alles andere ihre hohe Entwicklungsstufe im 16. Jahrhundert kennzeichnet. Agricolas Ausführungen sind nämlich nicht nur deshalb von Bedeutung, weil sie die glänzendsten Zeugnisse für das damalige Ansehen unserer Bergbau- und Hütten technik darstellen, sondern weil der Text und die ausgezeichneten Abbildungen seines Buches zahlreiche unserer technischen Schöpfungen vor dem Vergessen bewahrt haben. Einen unschätzbaren Wert besitzen sie aber auch deswegen, weil ein großer Teil der Denkmäler unseres mittelalterlichen Berg- und Hüttenwesens zugrunde gegangen ist, so daß heute außer unseren archivalischen Dokumenten nur noch die technischenZeichnungenAgricolas unsere fortgeschrit tene Technologie aufzuzeigen vermögen. Seine Abbildungen und Beschreibungen stellen nämlich Beweise dar, die auch ohne jede andere Aufzeichnung unanfechtbar bezeugen, daß unser Bergbau und unser Hüttenwesen zu seiner Zeit — wie mehrere Male im Laufe der Geschichte — Weltruf erlangt hatten, denn sonst hätte es wohl Agricola nicht für notwendig befunden, in seinen Werken, in erster Linie in „De re metallic a", mehrmals auf sie hinzuweisen und sie zu erwähnen. Doch stolz können wir auch auf jene seiner Feststellungen sein, die sich auf unseren Reichtum an Mineralschätzen beziehen und durch die er gleichfalls die Bedeutung unseres Bergbaus und unseres Hüttenwesens hervorhob. Agricola stand, wie von seinen Biographen vermerkt wird, wie übrigens aber auch aus seinem Werke „De v e t e r i b u s et n o v i s m e t a 11 i s" hervorgeht, mit den Fachleuten der ganzen Welt im Briefwechsel, so daß er auch über die 1 Die im weiteren angeführten tschechoslowakischen Bergstädte und Grubenorte Schemnitz (Ungar. Selmecbänya, heute Banska-Stiavnica), Kremnitz (Ungar. Körmöcbänya, heute Krem- nica), Neusohl (Ungar. Besztercebänya, heute Banska-Bystrica) und Herrengrund (Ungar. Ur- völgy, heute Spania-Dolina) gehörten zur Zeit Agricolas zum Ungarischen Reich, so daß sie von Agricola natürlich stets als „ungarische“ Gruben bezeichnet werden. In diesem Sinne ist auch der hier gebrauchte Ausdruck „unsere einstigen Gruben und Hütten“ zu verstehen.