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aus dem Verlust des Ackerlandes erlitt. Man hätte den Gewinn aus den Berg werken (Italiens) gewiß nicht beiseitegeschoben, wenn es nicht sonstige, weit ergiebigere Bergbaugebiete gegeben hätte. Es ist doch Tatsache, daß eine ergiebige Gold- oder Silberzeche in einem einzigen Jahr einen größeren Rein gewinn bringt als der ergiebigste Acker in hundert Jahren! Dieser Sachverhalt iindet bei ST RABON eine wichtige Stütze an der Stelle, an der er von dem Goldbergbau zu Vercellae berichtet: ,Die Bergwerke werden hier meist wenig intensiv betrieben, — wahr scheinlich weil es im transalpinischen Gallien ergiebigere geben mag.' Ich bestreite also die Auilassung, daß kein anderes Land reicher als Italien an Metallvorkommen sein soll, — umgekehrt behaupte ich nicht, Italien wäre überhaupt unergiebig an Metallvorkommen. Wie könnte ich das auch mit Fug und Recht tun? Die Gebirge Italiens sind ja zum größten Teil noch unverritzt und Erzvorkommen werden nicht abgebaut (FOL. 399—400). Diese Kritik an der historischen Überlieferung, die gegen eine jahrhundertealte Legende polemisiert, zeigt die sehr eigentümliche Stellung, die Agricola als Berg- baumstonker zukommt. Es geht ihm letztlich doch um aktuelle Bergbauiragen! Mit großer Sorgfalt werden die Argumente beigebracht, um die als falsch erkannte „historische" Begründung des Fehlens bergbaulicher Unternehmen in Italien zu entkräften. Diese Argumente sind aber letztlich naturwissenschaftlicher Art. Die Vergangenheit der Bergwerke interessiert ihn vorzugsweise von Seiten der Wirtschaftsgeschichte. Nicht .Enthusiasmus', nicht das .Weltgericht', nicht moralischer Gewinn, nicht Glaubensstütze, nicht einmal reine .Kenntnislust' oder .Vergangenheitsbehagen', sondern Anwendbarkeit auf das Wirtschaftsleben ist es, was sich Agricola von der Bergbaugeschichte versprach. — Lohnt es sich, ein altes Berg werk aufzugewältigen? Wie haben es die Zeiten der Antike ermöglicht, so enorme Einnahmen zu erzielen? Wo liegen denn die Bergwerke, aus denen der wütende Feind der Christen, der Sultan SULEIMAN der Prächtige, im Jahre 600 000 Dukaten nimmt? Was müssen eigentlich die Fugger für das Kupfermonopol in Neusohl zahlen? — Das sind Fragen, die ihn bewegten, denen er zwar nicht lange nachsann, die er aber skizzierte. So führt er am Schluß des Teiles I die Namen der ergiebigsten Zechen mit der Höhe des bislang abgeworfenen Ertrages an: Himmlisch Heer in Annaberg Stern in Joachimsthal Gabe Gottes in Abertham St. Georg in Schneeberg 420 000 350 000 300 000 2 000 000 Gulden Gulden Gulden Gulden Bebelo (zu Zeiten Hannibals) täglich 300 Pfund Silber Dalmatien (zu Zeiten Neros) täglich 50 Pfund Gold (FOL. 400) Die Geschichte und ihre genaue Kenntnis bis in solche Zahlen hinein ist not wendig, und besonders das Studium der Bergbaugeschichte ist eine Aufgabe, die zu lehrreichen Resultaten führt. Es ist, als ob er sagen wollte: Ich habe gezeigt, was zu tun ist, und das Meinige getan, tut ihr nun das Eure! Die Geschichte ist ehr würdig, und sie ist es in jedem Bereich. Darum muß auch die Bergbaugeschichte in Angriff genommen werden, selbst gegen Vorurteile mannigfacher Art! is»