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teilungen erhalten sind. Er bemerkt kritisch, daß die Freiberger Überlieferung durch ein Denkmal des Altertums (FOL. 397) gestützt wird: Den für sich allein noch nicht glaubwürdigen Bericht der Chroniken über die Gründung Freibergs durch säch sische Bergleute vom Harz stützt der Name der Bergmannssiedlung Sächsstadt. übrigens revidiert Agricola seine im B e r m a n n u s für Freiberg gegebene Datierung 20 . Dje Erzählungen von dem Fündigwerden in Abertham und Joachims- t h a l setzt er gegen die Erzählungen aus alter Zeit ab. Er glaubt für ihre „Wahr heit" ganz anders einstehen zu können, da sie sich zu seiner eigenen Zeit ereignet haben (FOL. 398). Wir haben den Bericht über Abertham bereits an anderer Stelle ausführlich besprochen und müssen hier darauf verweisen 2 ’. Die fünf Kurzberichte hat Agricola stilistisch recht sauber durchgefeilt und in ein besonders elegantes Latein gebracht. Hier ist er wirklich Geschichts- schreiber und fühlt sich als solcher. — Geschichtsforscher, der mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln eine Überlieferung prüft, ist Agricola an der Stelle, an der er die Mitteilung des PLINIUS diskutiert, in Italien habe der Bergbau keinen erheblichen Umfang annehmen können, weil ein Beschluß des römischen Senats den Bergbau in Italien verboten habe. Hören wir aber Agricola selbst, um uns einen Einblick in seine kritische Forschungsarbeit zu verschaffen. Gegen die These des PLINIUS, „Italien ist nicht weniger reich an Gold, Silber, Kupier und Eisen als alle anderen Länder“, führt er folgenden Gegenbeweis: Es mögen gewiß 20 Jahre her sein — ich war gerade in Rom — als auf Ansuchen des Papstes CLEMENS VII. die Fugger aus Deutschland, und zwar aus Schwaz, zwei Bergsachverständige beriefen. Der eine war ein Bergbauspezialist und sollte einige Metallvorkommen in Italien abbauen, der andere war ein Hüttenlachmann und sollte die Erze verschmelzen. Dieser Aufgabe unterzogen sich beide und kamen dann zu folgendem Urteil: ,Die Metallvorkommen haben zwar einen gewissen Erzgehalt, aber kaum so viel, daß die Unkosten der Gewinnung gedeckt werden mit plus minus null (pariter aequaliterque). Einen Uberschuß kann niemand damit erzielen. Wenn es ferner als Beweis für den Metallreichtum einer Gegend gelten kann, daß die Gebirgsbäche, Wasserläufe und Flüsse größtenteils Metallilitter- chen mit sich führen, so ergibt sich für Italien daraus folgendes: Dieses Beweismittel spricht gegen den von PLINIUS behaupteten Metallreichtum, weil Italiens Wasserläufe entweder gar keine Metallfhtter- chen oder doch nur sehr wenige mit sich führen. Wer dieser meiner Meinung beitritt, wird den alten Senatsbeschluß zur „Schonung der nach allgemeiner Auffassung gepriesenen Gefilde Italiens" so verstehen: Aus den Bergwerken konnte kein Ertrag gewonnen werden, der hoch genug gewesen wäre, um den Schaden auszugleichen, den der Landwirt « Im Bermannus (FOL. 23) errechnet AGRICOLA für die Gründung Freibergs das Jahr 1154, an dieser Stelle hier (FOL. 396) korrigiert er auf 1168 [das auch heute wieder gültige Jahr nach den Forschungen von W. HERRMANN im Freiberger Forschungsheft D 2). Die Gründungsgeschichte von Abertham, die schon SEBASTIAN MÜNSTER mit einer starken sozialen Akzentuierung übersetzt hatte, ist zu finden in: Freiberger Forschungshefte D5 S, 197 und Ztschr. „Bergakademie“ 7 (1955), S. 293.