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Im Sinne seiner Zeit wird diese Reihenfolge in der feudalen Rangfolge über Grafen, Freiherren, Adlige, Bürger bis zu den ,,Armen” fortgesetzt. Dabei bemüht sich Agricola keineswegs um Vollständigkeit. Ebensowenig hält er eine historische Abfolge ein. Ihm geht es darum, den derzeitigen Stand an einigen, wie wir sagen müssen, nicht einmal sehr bezeichnenden Beispielen, flüchtig zu skizzieren 2 * *. Wir könnten Agricola leicht nachweisen, welche Namen er ausgelassen hat, könnten ihm vorwerfen, daß er sehr wohl in der Lage gewesen wäre, durch sorgfältigere Zusammenstellung des ihm schon damals bekannten Materials eine weit vollstän digere und bessere historische Übersicht zu bieten. Ja, es verwundert uns, die Auf stellung erfolgreicher Bergwerksunternehmer mit einer ganz fadenscheinigen Begründung abgebrochen zu sehen. Wir müßten ihm ärgste Vorwürfe über einen unzulässigen Gelehrtenhochmut machen, wenn wir ihn nicht genau kennen würden. Der eigentliche Grund zur Kürzung des historischen Berichts kann nicht darin ge legen haben, daß Agricola, wie er schreibt, befürchten muß, durch die deutschen Namen die lateinischen Ohren gefoltert zu haben (FOL.395). Der Grund wird darin zu suchen sein, daß Agricola nicht den geringsten Wert darauf legte, eine Sammlung von Namen bedeutender Bergwerksunternehmer zum bloßen Ruhm der vielfach gewiß recht eitlen Herrschaften anzulegen und sich obendrein Anfeindungen aus zusetzen, wenn er bei aller Sorgfalt diesen oder jenen vergessen hätte. Ihm lag wenig an der Geschichte der Bergbauunternehmer, deren Glück schnell wechselte. Er wollte eine mit den damaligen Mitteln und Kenntnissen mögliche Übersicht über die all gemeine geschichtliche Situation des Bergbaus geben. Diesem Ziel wendet er sich in dem nächsten, abermals merkwürdig kurzen Abschnitt zu, der den .Bergbau in Deutschland' 25 von den geringfügigen antiken Belegen an bis ins Mittel- alter darstellt. Um einen kurzen geschichtlichen Abriß der Entwicklung des deutschen Berg baus hatte er sich schon im Bermannus bemüht. Daher beruft er sich auch sogleich darauf, nachdem er noch ein paar kleine Nachträge zu den dort ermittelten Fest stellungen angefügt hat. Wie ein Blick in den Bermannus lehrt (FOL. 23), sind dort außer Goslar nur erzgebirgische und böhmische Orte in der Reihenfolge ihrer Gründungszeit genannt. Inzwischen hat Agricola einige, aber doch nur sehr wenige weitere Daten gesammelt, so daß er noch über Schemnitz, Neusohl, Zeller feld, Eisleben, Mansfeld, Hettstedt, Sangerhausen, Iglau, Nellizan, Pribram, die Eule und Kuttenberg Angaben machen kann, die aber lediglich für die Orte “ Von den Grafen werden also nur die zu MANSFELD und SCHLICK, von den Freiherren nur die PFLUG VON RABENSTEIN und die ROSENBERG genannt; den Schluß der Aufstellung bilden der einfache Adel, das Bürgertum und die schlichten Bergknappen, die durch Bergsegen reich geworden sind. Dabei wird wiederum eine sehr willkürliche Auswahl ohne Rücksicht auf die „Geschichte“ getroffen (FOL. 395). * 5 Die böhmischen und ungarischen Gebiete rechnet Agricola in diesem Falle zu Deutschland. Sie verdanken ja auch in der Tat ihren Ruf deutschen Bergleuten, wie umgekehrt ein MICHAEL VON BRODA dem Bergbau in Goslar mit seiner Technik zu Hilfe kam. Allerdings gibt Agricola für die ungarischen Bergwerke ein so hohes Alter an, daß er da durch im Widerstreit der Meinungen unterliegen mußte. Es läßt sich nicht leugnen, daß in vielem SEBASTIAN MÜNSTER der exaktere Geschichts schreiber gewesen ist, der trotz der Schwierigkeit, den Tatsachenstoff über sein Riesenwerk verteilen zu müssen, die glücklichere Leistung vollbracht hat, die in vielen Punkten vollstän diger und historisch besser fundiert ist. — AGRICOLA beschränkt sich im wesentlichen auf das Erzgebirge, zum Schaden seiner Darstellung!