Kazimierz Piwarski DAS INTERREGNUM 1696/97 IN POLEN UND DIE POLITISCHE LAGE IN EUROPA Das mit dem Tod von Jan III. Sobieski am 17. Juni 1696 eingetretene Inter regnum war der Beginn lang anhaltender Wirren in der Rzeczpospolita. Auch die Wahl vom Juni 1697 brachte noch keine Stabilisierung der Verhältnisse; es war eine Doppelwahl, denn ein Teil der Schlachta stimmte für den französischen Prinzen de Conti, der andere für den Kurfürsten Friedrich August von Sachsen. Die inneren Unruhen hielten noch viele Monate an, bis schließlich die Oppo sitionspartei der Magnaten und Schlachtschitzen August II. von Sachsen auf dem Pazifikationssejm von 1699 formell als König anerkannte. Es war dies also die längste Wahlkrise in der Geschichte der Adelsrepublik. Diese Krise fiel in eine Zeit, da die internationale Lage in Europa außerordent lich verwickelt war. Bei ihrem Beginn tobten zwei große Kriege, die die Kräfte der europäischen Großmächte banden: der Krieg der sogenannten Zweiten Koa lition gegen das Frankreich Ludwigs XIV. und der der „Heiligen Liga“ gegen die Türkei. Bei dem in Westeuropa geführten Krieg (1689-1697) kämpften in der anti französischen Koalition England und Holland (deren Kräfte seit 1688 in der Hand Wilhelms III. von Oranien vereinigt waren), Spanien, Savoyen, Österreich und das Deutsche Reich, zeitweilig auch Schweden. Im Seekrieg gelang es den Engländern, der französischen Flotte ernsthafte Schläge zu versetzen, doch im Landkrieg leisteten die Streitkräfte Frankreichs den Armeen der Koalition er folgreich Widerstand. Indes brachte der Krieg für Frankreich eine ernste wirt schaftliche Schwächung und erschöpfte seine Finanzen. Die riesigen Kriegsaus gaben ließen auch in England und Holland eine wachsende Abneigung gegen die Verlängerung des Krieges aufkommen. Daher fanden bereits seit 1692 zwischen den kriegführenden Staaten geheime Verhandlungen statt, die 1696 zu offiziel len Gesprächen zwischen französischen und englisch-holländischen Bevollmäch tigten führten. Im gleichen Jahr gelang es der französischen Diplomatie, die Koa lition zu sprengen; sie riß Savoyen von ihr los, und Frankreich schloß mit dem Fürsten Viktor Amadeus in Turin im Juni 1696 einen Vertrag. Ende 1696 er kannte Ludwig XIV. Wilhelm III. als englischen König an und ließ den emigrier ten Jakob II. Stuart fallen. Damit war ein wesentliches Hindernis für die Ver ständigung zwischen Frankreich und den Seemächten beseitigt, die sich auf die