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. f . a . • . a 9 . » a a a a . ' < • a ■ • ■ • • ‘ 64 Die Steinzeugfabrik. der Materialien, die dann in Schachteln nach der Bastei getragen wurden 166 ), so er wiesen sich doch bald die Räumlichkeiten, die hier für diese Zwecke zur Verfügung standen, als viel zu eng. Auch mochte die Feuergefährlichkeit eines solchen Be triebes starke Bedenken erregen, zumal ja schon einmal hier durch Funken ein beträchlicher Brand entstanden war 167 ). So sah man sich bald nach einem neuen Lokal für die Fabrik um. Anfangs scheint man hierbei an einen Eisenhammer, den Tschirnhausen einst an der Weißeritz angelegt hatte, gedacht zu haben 168 ), dann an verschiedene der königlichen Schlösser. Doch überall hatte man Bedenken: dieser Ort lag zu entfernt — jener zu einsam und unsicher, für andere gab es wieder andere Gründe, und nur die Albrechtsburg bei Meißen, das feste, auf einem isolierten steilen Felsen gelegene, gewölbte und darum feuerfeste Schloß, das nur durch eine einzige Brücke mit der Stadt in Verbindung stand, schien keine Hindernisse darzu bieten. Hatte es doch Böttger selber schon früher um dieser seiner günstigen Lage willen für einige Zeit beherbergt. Auch hatte die Stadt Meißen selber seit dem 30jährigen Kriege die traurigsten Schicksale durchmachen müssen, war entsetz lich herabgekommen, verarmt und entvölkert und darum einer Auffrischung dringend bedürftig 169 ). Schon am 7. März ward daher durch königliche Ver ordnung die Verlegung der „Porzellanmanufaktur“ nach Meißen beschlossen, am 6. Mai von Warschau aus dem Kammerrat Nehmitz die Übernahme der Burg „von der Küche bis an die Kirche“ und die dortige Aufrichtung der Fabrik anbefohlen. Am 6. Juni 1710 erschien dann in Meißen eine königliche Kommission, bestehend aus dem Geheimen Rate und Kreishauptmann von Meißen Karl Gottfried von Bose auf Gamig, dem Hof- und Justizrat Ernst Friedrich von Döring auf Berlen, und dem Sekretär der Manufaktur Jacobi, um Nehmitz, dem Direktor der Manufaktur, die neue Stätte zu übergeben. Diese Übergabe fand nicht ohne eine gewisse Feierlichkeit statt. Vormittags um 11 Uhr begab man sich auf die Burg, be sah zunächst die Gemächer des Schlosses, trat dann im Zimmer des ehemaligen Kufürsten Johann Georg II. zu einer Sitzung zusammen. Hier hielt der Herr von Bose eine feierliche Rede und übergab dann dem Direktor die Teile der Burg, die für ihre Aufnahme bestimmt worden waren, worauf dieser eine Gegenrede hielt und feierlich die ihm überwiesenen Gebiete übernahm. Damit war die Feier beendet und die neue Manufaktur hatte nun ihre Stätte gefunden, auf der sie nun über anderthalb Jahrhunderte verbleiben und sich ihren Weltruhm er werben sollte. Die neue Stätte der Manufaktur, die Albrechtsburg, bestand damals wie heute noch in der Hauptsache aus dem an der nordöstlichen Kante des Burgfelsens ge legenen eigentlichen Schloß und der daran anstoßenden, tief in den Innenhof sich hineinziehenden Domkirche, weiter aus einer geschlossenen Reihe von Häusern an der der Stadt zugekehrten südlichen sowie einem einzelnen größeren Hause, dem so genannten „Korn-oder Provianthaus“, an der nordwestlichen Langseite. Sie bildeten alle die Umfassung eines weiten, geräumigen Hofes 170 ). Der Ausgang desselben, das Burgtor, befand sich an dem spitzen Westende des Burgfelsens, dort, wo der Aufstieg