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und diejenigen Materialien so als todt und unbrauchbar gelegen, zu ein oder andern Nutzen gebracht werden mögen.“ Es folgt dann die Mitteilung, daß „einigen, in dergleichen Wissenschaften vor andern wohl geübten Personen“ derartige „Nachforschung“ aufgetragen wäre und daß mit Gottes Hilfe „aus denen in Unsern Landen häufig und überflüssig befindlichen Materialien“ bereits jene Erfindungen gemacht seien, die Böttger in seinen Eingaben an den König bezeichnet hatte, unter denen aber nur die keramischen und darunter natürlich mit ganz be- sonderm Nachdruck die des echten Porzellan, „sowohl glasurt, als unverglasurt“, aus dem „ein dem Ost-Indianischen Porzellans, sowohl an Durchsichtigkeit als anderen dabey erforderten Eigenschaften gleichkommendes Gefässe könne und möge fabriciret werden“ gerühmt werden. Es folgt weiter ein Hinweis auf das was alles aus letzterem Materiale gewonnen werden könne, weiter auf die gewesene Kommission und deren Arbeiten, auf die damals bereits erfolgte Einsetzung eines besonderen Manufakturdirektoriums, und auf die geschäftlichen Prinzipien, die hin sichtlich der Fabrikation befolgt werden sollen. Dann aber wendet sich das Patent in lebhaften Worten an das Land: es wird aufgefordert, für die „Etablierung so vieler und wichtiger Manufacturen“ einen „leidlichen“ Beitrag zu leisten, Künst lern und Handwerkern aber, die sich an dem Werke beteiligen wollten, ganz be sondere Vergünstigungen und voller Schutz gegen etwaige Ansprüche von Seiten der Zünfte oder der Jurisdiktion der Magistrate oder der Amtsleute in Aussicht gestellt. Schließlich sieht das Dekret gar in weiterer Ferne durch das Herbeiziehen von „guten Künstlern und Handwerkern“ bereits ein allgemeines Aufblühen von Künsten und Wissenschaften in Sachsen, das dem ganzen Lande zum Nutzen gereichen würde. So stellt dies königliche Dekret noch einmal vor aller Augen, aus welchen Gesichtspunkten diese ganzen Unternehmungen Böttgers ins Leben gerufen worden waren. Es ist in dieser Beziehung ein unwiderleglicher Beweis für die beständige ernstliche Sorge des Königs, sein Land wirtschaftlich zu heben, die diesem niemand trotz seines im übrigen wohl nicht gerade als musterhaft zu bezeichnenden Regierens wird wegleugnen können, 160 ) mochte er dabei aus der wirtschaftlichen Blüte derselben auch noch so viel Vorteil für sich selber erhoffen. Es stellt sich aber zugleich auch als ein klares Programm für die Zukunft dar, ein Programm, nach dem nun wirklich gearbeitet werden konnte. Aber daneben enthüllt es einen Optimis mus, der seltsam absticht von dem lauen Verhalten der Kommission des ver gangenen Jahres, eine Hoffnungsfreudigkeit und ein Vertrauen in die Zukunft, die ganz allein der Ausfluß der Temperamente des Königs wie Böttgers gewesen sein müssen, die sich hier in seltener Weise zusammenfanden und ergänzten. Nur diesem glücklichen Zusammentreffen dürfte damals in der Tat die Gründung der Manufaktur zu verdanken sein! Wie stolz man aber damals hier auf die neuen Erfindungen war, das geht aus jener Tatsache hervor, daß man das Patent in nicht weniger als vier Sprachen erscheinen ließ, in Deutsch, Holländisch, Französisch und sogar in Lateinisch. Ersteres geschah aus kommerziellen Gründen, zur lateinischen Sprache jedoch griff man wohl, um ihr durch Anwendung der Sprache der Gelehrten