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er sich auch deshalb in dieser Weise an den König, weil seit dem Tode Tschirn- hausens kein wirklicher Fachmann ihm mehr zur Seite stand und darum auch nie mand in seiner nächsten Umgebung den Wert und die Bedeutung seiner vielen Erfindungen zu ermessen verstand. Nur ungemein erfreut kann der König damals über diese stattliche Summe von Erfindungen gewesen sein, die Böttger ihm auf diese Weise auf einmal zur Verfügung stellte und die ihm nun endlich wenigstens etwas von den vielen Auf wendungen, die er für ihn und seine Arbeiten bisher gemacht hatte, zurückzuerstatten versprach. Er zögerte daher in keiner Weise, dem Wunsche Böttgers zu willfahren. Schon am 11. April 151 ) setze er die gewünschte Kommission ein, zu der der Geheimrat Zech als Vorsitzender, der Kammerpräsident vonLöwenthal, der Kammerrat Nehmitz, ein Bruder des Arztes, der Geheime Kriegsrat von Holtzbrinck, der Hofrat von Döring und der bisherige Beirat Böttgers Bergrat Pabst aus Freiberg ernannt wurden. Er ließ ihr auch sogleich den Inhalt des BöMgerschen Memorials zugehen und forderte sie auf, die Böttgerschen Angaben aufs genaueste zu prüfen. Schon sechs Tage später 152 ), am 17. April trat diese Kommission im sogen. Berggemache im Kurfürstlichen Schlosse zu Dresden zusammen und hielt dort ihre erste Session ab. Böttger selber freilich war nicht zugegen, unzweifelhaft weil ihm als Gefangenen, von dem man damals noch immer trotz aller dieser andersartigen Unternehmungen die so oft versprochenen Bergekünst lichen Goldes erwartete, das persönliche Erscheinen vor diesen fremden Leuten nicht ge stattet worden war. An seiner Stelle erschien der Sekretär und spätere Kommer zienrat Christoph Matthis, mit Instruktionen von Böttger reichlich versehen. Dieser teilte gleich am Anfänge im Auftrage Böttgers den Anwesenden mit, daß Böttger das Brennen und die Herstellung der Glasuren an seinen Erfindungen durchaus durch führen könne, wofern ihm nur alles dazu Nötige angeschafft würde, auch daß dies er ersuche — jedenfalls damit alle seine Erfindungen einer wirklich ernsten Prüfung unterzogen würden —, daß in jeder Sitzung nur eine einzige Materie vorgenommen würde. Dennoch fiel die Beurteilung von Seiten dieser Kommission durchaus nicht günstig aus. Die Kommission hatte, vielleicht um dem König, an den sie berichten sollte, zu schmeicheln, von Böttger verlangt, daß er auf ein „neues Porcellainstück“ das kursächsische Wappen anbrächte. Da aber dies Verlangen noch nicht zu be friedigen war und überdies die Kommission wegen so vieler gleichzeitiger Vor schläge, die in ihrer Vielheit wohl wirklich etwas überraschen konnten, wohl etwas mißtrauisch ward, so ging sie unverrichteter Sache auseinander und ließ auch an den König keinen Bericht abgehen. Vielleicht daß man auch auf Grund der Böt/gerschen Angaben mit zu großen Erwartungen an die Erfindungen heran getreten war und nun, wo diese nicht in jeder Beziehung befriedigt wurden, gleich so enttäuscht war, daß man von dem, was man wirklich vorfand, nichts Ausreichendes erwarten zu können meinte. Wenn es z. B.Tatsache ist, daß, wie berichtet wird 153 ), die ersten Stücke aus Porzellan nur fliesenartige Quadrate, etwas stärker als Fayence fliesen, waren, wenn man ferner bedenkt, daß damals Böttger selbst mit seinen Fayen cen, sowohl den Fliesen wie den Hohlgefäßen, in keiner Weise schon wirklich zustande