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Die Alchimie. 23 der Heilkunde gestellt hatte, neben dem ärztlichen der Apothekerstand 56 ), der erste überhaupt, der sich eifrig mit dieser Chemie beschäftigte und darin auch zu selbständigen Entdeckungen gelangte. Die Apotheke war daher der Platz, wo die praktische Chemie, soviel man von ihr damals wußte, nicht unschwer zu erlernen war. Sie war aber zugleich auch der Ort, wo man schon im Hinblick auf die enge Verbindung, die in alchimistischer Beziehung zwischen dem Suchen nach dem künstlichen Golde und der Sehnsucht nach Verlängerung des Lebens bestand, nur allzuleicht in das magische Reich der Alchimie geriet, in der man dann Gefahr lief, bald jeglichen wissenschaftlichen Boden unter den Füßen zu verlieren. So war auch Böttger, der junge Apothekerlehrling, unter die Alchimisten geraten. Will man den Berichten, die wir über Böttgers alchimistische Bestrebungen besitzen, Glauben schenken, so hat Böttger den Stein der Weisen auf beiderlei Art zu finden versucht, auf exaktem, wie auf mystischem Wege 56 ), ja, er soll die rote Tinktur sogar wirklich besessen haben, wie er denn in den Augen der Alchimisten in der Geschichte der Alchimie eine ganz hervorragende Rolle eingenommen hat. Er gilt allerdings dort nicht als einer jener wenigen Auserwählten, die diesen wunder baren Stoff selber gefunden, aber doch zu den nicht weniger seltenen, die wenig stens seines Besitzes gewürdigt worden sind 67 ). Ein griechischer Mönch, Laskari mit Namen, eine schon damals äußerst mystische Persönlichkeit, die aber doch wirklich existiert zu haben scheint, soll, als er durch Berlin reiste, ihm, da er ihn wegen seines aufgeweckten Geistes liebgewonnen hatte, die Tinktur über geben haben 58 ). Mit ihr hat Böttger dann in einem eigenen Laboratorium 59 ) ge arbeitet und schließlich auch vor mehreren Zeugen in Berlin fast urkundlich be glaubigte Proben seiner Kunst abgelegt, die das größte Aufsehen hervorriefen 60 ). Da ward die Sache ruchbar, sie kam auch zu den Ohren des erst seit kurzem König gewordenen Kurfürsten Friedrich von Preußen, und da Gefahr vorhanden schien, daß dieser prunkliebende und darum geldbedürftige Monarch sich seiner bemäch tigen könnte, um sich zu seinem eigenen Vorteile seiner geheimen Künste zu be dienen, :o verließ Böttger, der inzwischen in der Apotheke Geselle geworden war, heimlich Berlin und das preußische Gebiet und wandte sich nach der damals zu Sachsen gehörenden Universitätstadt Wittenberg, um dort, wie er angab, seine wissenschaftlichen Studien fortzusetzen. Doch, als er bis hierher von Preußen aus verfolgt wurde und sich darum in seiner Not unter den Schutz des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, August des Starken, stellte, ward ihm gerade dasjenige Schicksal zuteil, dem er durch seine Flucht soeben hatte entgehen wollen. Auf des Königs Befehl ward er unter militärischer Bedeckung nach Dresden überführt, hier in Gewahrsam gebracht und aufgefordert, seine geheime Kunst dem Könige zum Vorteil zur Ausübung zu bringen. König August der Starke hatte gleichfalls allen Grund, sich dieses vermeint lichen Goldmachers auf diese Weise zu versichern. Als prunkliebender Monarch,