II. iUUUWWKMWWWWWWMMWji Abb. i. Joh. Friedr. Böttger. Medaillon in Böttgersteinzeug, wahrschein lich nach dessen Tode angefertigt. 45 ) Gotha, Herzogliches Museum. Die Erfindung. Im Jahre 1709 ist das europäische Porzellan von Johann Friedrich Böttger* 6 ) in Dresden ent- gültig erfunden worden. Die Tradition will, daß diese Erfindung nur ein Werk des Zufalls war: ein bloßes Ungefähr in Form einer Handvoll Puder, die zufällig dem Glücklichen in die Hände geriet und zufällig ge rade der Hauptbestandteil des Porzellans, das Kaolin, war 47 ), soll ihn ohne große Mühe das haben erreichen lassen, wonach andere mit heißem Be mühen durch Jahrhunderte hindurch vergebens gestrebt hatten. Man raubt dadurch Böttger eigentlich alles Verdienst: man macht aus einem verdienstvollen Erfinder einen glücklichen Finder, aus einem Genie einen Glückspilz. Die ganze Erfindung wird dadurch degradiert. Zum Glück für Böttger wissen wir jetzt genau, daß diese Erfindung durchaus eine Tat des Geistes gewesen ist, das Endresultat längerer, wissenschaftlich experi menteller Untersuchungen, die zwar zunächst zu ganz anderen Zwecken unter nommen, schließlich dennoch zu diesem Ziele führten, indem sie endlich jenes keramische Prinzip aufdeckten, auf Grund dessen allein die Gewinnung des Por zellans zu ermöglichen war. Daß ihm hierbei gelegentlich auch einmal der Zufall die Hand gereicht hat, ihm vielleicht die Erfindung dadurch erleichtert hat, daß er ihm schließlich den wichtigsten Grundstoff des Porzellans in die Hand spielte, braucht durchaus nicht ganz ausgeschlossen zu sein. Bei wie vielen Erfindungen hat nicht in dieser Weise der Zufall seine Mitwirkung gehabt ? Das Besondere des Genies aber ist es, den Wert dieses Zufalls und seine Bedeutung zu erkennen, die Kraft in sich zu besitzen, seine Folgen bis in seine letzten Konsequenzen zu überschauen und auszunutzen. Und dann darf weiter nicht vergessen werden, daß die Erfindung des Porzellans durchaus nicht bloß die seiner Masse dar stellt, daß es vielmehr noch einer zweiten Erfindung bedurfte, der Auffindung der Glasur, die kaum weniger schwierig war als jene erste, und daß dann der Versuch der praktischen Ausnutzung dieser beiden Erfindungen, die eigent- >«imäääH>oüiuuttutaniuui