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Anmerkungen. 283 darüber kann kein Zweifel bestehen. Wie das oben bezeichnete laut Aufschrift in Meißen (wo Böttger sich damals als Gefangener befand) niedergeschrieben ist, so führen andere geradezu seine Namensunterschrift. Einige jedoch scheinen, da sie als von Tschirnhausen herstammend bezeichnet werden, Tschirnhausensche Angaben zu enthalten. Übrigens entstammen nicht alle diese Rezepte dieser Zeit, einige auch einer späteren. So findet sich auf einem die Jahres zahl 1713. ”) Archontologia Cosmica sive imperiorum regnorum principatum usw. Commentarii lucu- lentissimi Joh. Ludwig Gotofredi. II. Ausgabe. Frankfurt. Sumptibus Mathaei Meriani 1649. n>o) Wörtlich heißt die Stelle: B a r c e 1 i n, Vid. Archontologiam Cosmicam Gothofredi, neml. aus dem subtilsten, rein geschlemmten Thone, Muscheln oder Auster-Schalen und ge brannten Knochen. NB. Es ist erzsonderlich, daß da der Thon sonst nicht im A (alchimistisches Zeichen für „Feuer“) fließt, so bald man nur den 1000. Theil gebrannter Knochen darunter thut es gleich fließt, wie Wax. NB. Warum sollte man nun nicht in corpore humano erhärtete und zehe Sachen solviren, flüssig machen und so dann evacuiren können. — Letzterer Zusatz ist ein neuer Beweis, wie stark damals mit der Chemie resp. der Alchimie die Arzneikunde zusammen hing, gleichfalls aber auch eine interessante Probe von der Beweglichkeit und der Kombinations fähigkeit des ßöMgerschen Geistes. 101 ) Die Stelle lautet in der Archontologia Cosmica II. Auflage S. 188: Alibi sunt officinae flgulorum in quibus vasa porcellana prostant, quae quamvis varii coloris et pulchritudinis ex- quisitae sint mediocri tarnen veneunt precio, ut visa quinquaginta vasa vendi quatuor nummis regalibus. Fiunt autem figulina illa opera sive vasa hoc modo: cochleas quasdam marinas ovorum testis miscent, aliaque quaedam addentes subigunt et massam conflciunt. Hane sub terra condunt, ibique eam macerari ad octuagesimum vel centesimum usque anum sinunt, haeredi- busque suis thesauri loco relinquunt: et haec quidem est sententia Eduardi Barbosae: cui alii accedere se posse negant usw. Wichtig ist auch, daß an anderer Stelle (S. 192) betont wird, daß das Porzellan nicht vitrea, nicht glasartig wäre. ’ 02 ) Dieses Rezept steht zwar auf einem anderen Blatt, dasselbe liegt aber in dem Bogen, auf dem das zuerst genannte Rezept zwischen vielen anderen steht, gehört also allem Anschein nach zu diesem. 103 ) Im Meißner Manuskript wird ausdrücklich erwähnt, daß man die „weißen Erden“ damals untersucht hätte, um Porzellan zu gewinnen. 104 ) Doch darf man aus dieser Erwähnung von Kreide durchaus nicht schließen, daß damals das Porzellan bereits erfunden war oder das Prinzip desselben feststand. Kreide hatte immer schon in den Porzellanrezepten eine gewisse Rolle gespielt und war auch in jenen auf S. 38 erwähnten Böttgers vorgekommen und dort bereits als Bestandteil der Porzellanmasse genannt worden. los ) Loc. 1339. 2. März, 12. März, 26. Juli, 29. Juli 1708. l0 ‘) Steinbrück, Bericht in der Porzellansammlung S. 191, 192. io?) Vgl. Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde XXVII. Bd. S. 82. 108 ) Die hier folgende Darstellung folgt wieder in der Hauptsache dem in Meißen von Herrn Oberbergrat Heintze aufgefundenen, von ihm auch zuerst publizierten Berichte (vgl. die Einleitung S. VIII und Anm. 73). An der Richtigkeit der dort gegebenen Darstellung kann in der Haupt sache nicht gezweifelt werden. Der Gang der dort geschilderten Entwicklung erscheint so logisch und konsequent, daß von einem späteren Nachkonstruieren, etwa um das Phänomen der endlich geglückten Porzellanerfindung zu erklären, keine Rede sein kann. Dafür freilich enthält dieser Bericht, wie bereits erwähnt, eine große Lücke: er sagt gar nichts von der Begründung der Stein bäckerei. Freilich war er dazu auch in keiner Weise gezwungen; denn für die Entdeckung des Prinzips des Porzellans und der endlichen Gewinnung seiner Masse war diese Steinbäckerei ganz ohne Bedeutung. Schmerzlicher muß dagegen hier das Fehlen der Angabe empfunden werden, wer nun damals wirklich der eigentliche Erfinder des Porzellans gewesen ist, wer überhaupt die Hauptarbeit des Suchens und Experimentierens damals übernahm. Nach obiger Dar-