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276 Anmerkungen. sische, sondern jene persische Ornamentik zeigen, mit denen damals die Chinesen ihre Export porzellane nach Persien dekorierten, um sie dem Geschmacke der Bewohner dieses Landes anzu passen. Wahrscheinlich führte man damals zunächst diejenigen Porzellane nach Europa ein, die man an den Küstenplätzen, für den Export nach Persien bestimmt, aufgestapelt fand. Noch fast das ganze 17. Jahrhundert hindurch ist der größte Teil alles chinesischen Porzellans, das nach Europa gelangte, auch desjenigen, welches das Aufblühen der Delfter Fayence verursachte, persisches Exportporzellan gewesen. *‘) Davillier, a. a. O. S. 25 und 30. Wenn schon vor dieser Zeit, d. h. im Jahre 1504, in Venedig Schalen aus porcellana contrafacta erwähnt werden (vgl. Davillier, a. a. O. S. 30), so braucht man bei diesen doch wohl kaum wieder an eine „Porzellanerfindung“ zu denken. Der Ausdruck contrafacta klingt zu bescheiden, als daß man, wo man sonst in dieser Beziehung in der Wahl seiner Ausdrücke nicht so zurückhaltend war, schon an eine auch nur vermeintliche Porzellanerfindung denken könnte. Immerhin beweist die Erwähnung auch dieser Schalen wieder, wie sehr gerade in Venedig damals das Porzellan die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zog und dort seine Nachbildung herbeiwünschen ließ. ,s ) Davillier, a. a. O. S. 30. '*) Davillier, a. a. O. S. 58. 17 ) Davillier, a. a. O. S. 35. Ritrovatore moderno della porcellana wird er in einemBriefe aus dem Jahre 1567 anläßlich seines unglücklichen Todes infolge einer Explosion genannt. ls ) Vgl. Guasti, a. a. O. S. 383 ff.; Davillier, a. a. O. S. 39 ff. ”) Über den oder die Urheber dieser „Porzellanerfindung“ herrscht indessen keine volle Klarheit, da die Nachrichten hierüber sich widersprechen. 2 °) Daneben hat sich noch ein anderes Porzellanrezept dieser Zeit — nämlich aus dem Jahre 1583 — erhalten, das Davillier (a. a. O. S. 37) — ich weiß nicht, aus welchem Grunde — für das des Porzellans von Ferrara erklärt. Aus diesem Rezept erkennt man so recht noch einmal die ganze Selbsttäuschung dieser Zeit hinsichtlich ihrer „Porzellanerfindungen“. Darnach soll die Porzellanmasse gefunden werden durch Zusammenmischung der Erde, die man zur Herstellung der Majolika verwandte, mit der gleichfalls für dieselbe benutzten Glasur. Dies Gemenge soll man dann ebenso brennen wie die Majolika. Leichter und be quemer konnte man sich allerdings den Übergang von der Majolika zum Porzellan wohl kaum denken. 21 ) Davillier, a. a. O. S. 54 und 61, woselbst das zuerst von Boni in seinem großen Werke II Milione di Marco Polo, Florence 1827, S. CXLIV veröffentlichte, von ihm auf der Maglia- becchiana in Florenz aufgefundene Rezept des Mediceerporzellans sich abgedruckt findet. Worauf freilich die Angabe fußt, daß die in diesem Rezepte genannte „weiße Erde von Vicenza“ schon Kaolin war, vermag ich nicht zu sagen und erscheint mir auch eher eine bloße Vermutung als eine wirkliche Tatsache zu sein. 22 ) Ausführliche Liste derselben bei Davillier, a. a. O. S. 89, die sich wohl inzwischen noch um einige Stücke vermehrt hat, z. B. um eine vom Verfasser bestimmte Platte im Museum zu Reichenberg (vgl. Mitteilungen des nordböhmischen Gewerbemuseums, Reichenberg 1903, S. 40). *•) Davillier, a. a. O. S. 82 ff. 2 ‘) Es handelt sich hier um eine ganz kürzlich für die Kgl. Porzellansammlung zu Dresden erworbene Tasse aus gelblicher, durchscheinender Masse mit Landschaften im Stil der Majoliken von Castelli, die aber allem Anscheine nach nicht gedreht, sondern geblasen ist. Die spe zifische Glastechnik weist diese Tasse stark nach Venedig, die Landschaft jedoch mehr nach Castelli. Technisch verwandte Stücke finden sich auch in der Tat im Museo Correr in Venedig. “) Es dürfte hierbei ziemlich belanglos sein, daß noch einmal von Deutschland aus in dieser Zeit berichtet wird, daß in Mailand ein Geistlicher leben sollte, welcher Porzellangeschirre machen könne. Vgl. Becher, Närrische Weisheit und weise Narrheit, 1707, S 51. Ein Geistlicher, der Töpfe macht, wirkt an sich schon etwas seltsam!