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252 Dai Böttgersche Erbe. Fabrik einer besseren und einträglicheren Zukunft entgegengehen sollte. Und dabei reichte diese Erweiterung des Brennbetriebes schon in der allernächsten Zeit nicht mehr aus. Zwei Jahre darauf wurden schon wieder zwei neue Öfen verlangt und auch gebaut 653 ). Der Betrieb und Umsatz in der Manufaktur erwies sich eben auch ferner völlig abhängig von der Zahl und dem Umfange ihrer Öfen. Gleichzeitig ward, um alles in Meißen für den Betrieb beisammen zu haben, die neue Beib- und Glasurmühle, die Böttger seinerzeit in Dresden für die Manufaktur in der Dresdner Fayencefabrik hatte herrichten lassen, die aber — man erfährt nicht aus welchem Grunde — wieder auseinander genommen worden war, nach Meißen gebracht und in dem Keller des alten Brennhauses, der „Küche“, auf gestellt, in dem auch die für die Porzellanfabrikation nötigen Materialien, an denen es bisher so oft gefehlt hatte, in genügender Quantität angehäuft wurden. Durch alle diese Verfügungen aber hoffte die Manufaktur auf Grund der Aussagen der jenigen, die ihren Betrieb und ihren Absatz damals genau kannten, binnen einem Jahre 5000 Taler in der Kasse zu haben, eine recht stattliche Summe, die mit Sicher heit die Manufaktur als wirkliche Einnahmequelle in Aussicht stellte und die dann auch wirklich nicht ausgeblieben ist. Dann aber hatte die Kommission die ebensowenig angenehme wie leichte Aufgabe, die Zudringlichen zur Manufaktur von sich abzuweisen. Es waren die jenigen, die Böttger und seinen Manufakturen nahegestanden und mehr oder weniger dabei profitiert hatten. Für sie war der Tod Böttgers das Signal gewesen, jetzt noch so viel wie irgend möglich aus ihren früheren Stellungen zu gewinnen, oder sich gar mit allen Mitteln zu seinem Nachfolger aufzuwerfen. Denn merkwürdiger weise, hierüber war zu Böttgers Lebzeiten nicht das Geringste festgesetzt worden, ja diese Frage scheint damals nicht einmal in Erwägung gezogen zu sein. So konnten in der Tat der Hoffenden mehrere sein. An der Spitze dieser stand naturgemäß der bisherige Manufakturdirektor Nehmitz, der ja schon zu Lebzeiten Böttgers — und wohl nicht ganz ohne Grund — in den Verdacht gekommen war, der Manufaktur gegenüber selbstsüchtige Ab sichten zu verfolgen, jedoch als ehemaliger oberster Leiter dieser Anstalt jetzt die begründetsten Ansprüche auf die Nachfolgerschaft zu haben schien. Nicht eifrig genug konnte er sich daher beim Tode Böttgers zeigen. Aus diesem Grunde wohl hatte er noch vor diesem Ereignis jene obenerwähnte Ordnung und Verwahrung seiner Papiere vorgenommen. Dann, als Böttgers Ende immer näher herannahte, hatte er Briefe über Briefe an den König geschrieben, in denen er auf das bevor stehende Ereignis hinwies, eine ganze Reihe von Fragen stellte betreffs dessen, was dann geschehen sollte, vor allem aber vor Meerheim als etwaigen künftigen Nachfolger Böttgers nicht eindringlich genug warnen konnte. Er scheint diesen damals für seinen gefährlichsten Nebenbuhler gehalten zu haben 654 ), wie er denn dem Könige überhaupt riet, in dieser Angelegenheit nicht zu schnell einen Entschluß zu fassen. Dann hatte er ja auf Befehl des Königs noch bei der Ver siegelung des Nachlasses Böttgers mitgeholfen. Damit aber war seine Rolle auf