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Fortsetzung des Böttgerschen Erbes. Am 13. März 1719 war Böttger von seinem langen Leiden erlöst worden. Sein früher Tod mußte, wenn er auch keineswegs unerwartet kam, vielmehr schon seit langem mit vieler Besorgnis befürchtet ward, für alle, die mit Böttger in irgend einer Beziehung gestanden, ein Ereignis sein, dem Aufregung und Bestürzung folgten. War Böttger doch in aller Augen durch das, was er geleistet, eine Persön lichkeit gewesen, die wirklich Großes, ja ganz Ungewöhnliches zuwege gebracht hatte, eine Persönlichkeit, von der man auf Grund dieser Leistungen nur immer noch Neues und wohl noch Größeres, ja schließlich wohl gar noch die Goldmacherei erwarten zu können glaubte, wie er denn anscheinend bis zuletzt noch so voller Pläne und Absichten gesteckt hatte, daß ihm der König noch einmal unter vielen Opfern die Möglichkeit hatte gewähren wollen, hiervon wenigstens noch einen Teil vor seinem Fortgänge zur Ausführung zu bringen. So mußte sein Dahinscheiden, trotzdem seine eigentliche Lebenskraft und sein Wille zur Arbeit schon lange er lahmt waren, dennoch als ein bedeutender, ja unersetzlicher Verlust erscheinen, dem man nicht ohne große Trauer gegenüberstehen konnte. Zugleich aber hatte man sich so sehr daran gewöhnt, Böttger als die Seele aller seiner Unternehmungen zu betrachten, und er selber auch alles getan, um diesen Eindruck zu erwecken, daß nun zunächst seine Unternehmungen gänzlich verwaist erschienen und über ihren Fortbestand ernstlicher Zweifel herrschen konnte. So galt es zunächst zu retten, was nur irgend noch zu retten war, von Böttgers Wissen, Können und Taten soviel zu erhalten, als irgend möglich schien, d. h. es galt, sich so schnell als möglich seines Nachlasses zu versichern und diejenige Per sönlichkeit herauszufinden, die am meisten durch Böttger oder sonstwie in den Stand gesetzt zu sein schien, seine Unternehmungen, in erster Linie natürlich die Por zellanmanufaktur, weiter zu leiten und weiter zu entwickeln. Dann aber mußte es Hauptaufgabe sein, jetzt bei der gänzlich veränder ten Lage der Verhältnisse den ganzen Betrieb dieser Unternehmungen so um zugestalten, daß sie nun endlich das wurden oder zu werden versprachen, was man von ihnen von Anfang an erhofft hatte, ja weswegen sie überhaupt vom Könige ins Leben gerufen worden waren: wirkliche Einnahmequellen für ihn und damit auch für den Staat oder doch zumindest Verzinsungen jener Kapitalien, die nun seit über 10 Jahren unablässig in sie hineingesteckt worden waren. Sie sollten nun endlich diejenige Goldquelle werden, die der König ursprünglich, doch in einem ganz anderen Umfange von den alchimistischen Künsten Böttgers erwartet hatte.