236 Das Böttgerporzellan. Abb. 99. Böttgerporzellan. Abformung chinesischer Götzenfiguren. Königl. Porzellansammlung, Dresden. Höhe des Aufbaues in der Mitte 20 cm. Statuette einer ziemlich steif stehenden, einen Korb tragenden Chinesin, ferner eine kleinere, gleichfalls hockende Chinesenfigur, für die auch gelegentlich, wie die Dresdner Porzellansammlung zeigt, nach chinesischem Vorbilde ein kleines Tem- pelchen gebaut wurde (Abb. 99). Von ersterer Figur hat sich auch wieder das Vorbild, von dem sie abgeformt ward, in einer chinesischen Porzellanfigur im Schlosse Moritz burg bei Dresden erhalten. Bisweilen, wenn auch sehr selten, finden sich diese Figuren auch schon bemalt, so z. B. ein Exemplar des kleinen sitzenden Götzen in der Sammlung von Dallwitz in Berlin (Abb. 75), dann die großen Kinder köpfe, bei denen Augen, Nase, Mund, Haare und Wangen leicht farbig belebt sind (Abb. 108). Doch ist es möglich, daß die Bemalung der letzteren schon der Zeit nach Böttgers Tode angehört. Neben diesen Arbeiten finden sich aber in der charakteristischen gelblichen Masse des Böttgerschen Porzellans eine ganze Reihe meist kleinerer Skulpturen rein europäischen Charakters, die einen ganz anderen Geist als die eben genannten atmen, sich aber gleichfalls bisher niemals im Böttgersteinzeug vorgefunden haben. Es handelt sich hier auch ersichtlich nicht, wie bisher fast ausschließlich, um Ab formungen anderer Werke, die oftmals in einem ganz anderen Material ausgeführt waren, vielmehr um völlig freie, selbständige, ausschließlich für das Porzellan ge schaffene Arbeiten, mithin um die erste wirklich selbständige Porzellanplastik Euro pas. Freilich muß gleich gesagt werden, daß es sich bei diesen Werken nicht immer