208 Das Böttgerporzellan. Abb. 77. Böttgerporzellan. Theegeschirr. König!. Porzellansammlung, Dresden. Höhe der Theedose 13,5 cm. zu kommen vermochten — in so kurzer und außerdem noch so arbeitserfüllter Zeit geglückt ist. Der keramische Techniker wird immer vor dieser Tatsache allein die größte Bewunderung Böttger gegenüber hegen müssen. Erhalten hat sich von diesen Inkunabeln des Meißner wie des europäischen Porzellans trotz der verhältnismäßig geringen Produktion genügend, um sich von ihnen noch heute ein klares Bild machen zu können. Es ist namentlich die König liche Porzellansammlung zu Dresden, die noch aus den Tagen der Entstehung dieses Produktes einen fast lückenlosen Bestand desselben von etwa 370 Stücke mit allen seinen Spielarten besitzt. In diese Sammlung muß daher jeder gehen, der diese Erzeugnisse wirklich kennen lernen will. Ein anderer größerer Bestand hat sich dagegen nirgends erhalten. Nur vereinzelte Stücke finden sich in den übrigen sächsischen Schlössern, dann in vielen öffentlichen und Privatsammlungen 589 ) Sie kommen aber gegenüber dem oben genannten Bestände kaum in Betracht. Auf Grund dieses Materials stellen sich die Meißner Porzellane der Böttger- schen Zeit als Erzeugnisse von ganz besonderem Charakter dar, so sehr, daß sie sich deutlich abheben von allem, was sonst in Porzellan geschaffen, und sich zu einer scharf umgrenzten Gruppe zusammenschließen, die als solche schon auf den ersten Blick erkennbar ist. Diesen besonderen Charakter verdanken sie in erster Linie ihrer Entstehungsgeschichte, jener eigenartigen Entwicklung, die die Porzellan erfindung Böttgers bis zu ihrem schließlichen Abschluß genommen hat: sie haben in dieser Beziehung ihren Ursprung und ihr frühes Entstehen nie ver leugnen können. Zunächst ist die Masse der BöZ/gerschen Porzellane immer gelblich, genauer gesagt creme- oder elfenbeinfarbig. Böttger hat bekanntlich diesen Mangel seines Porzellans selber im Jahre 1711 vor einer der Kommissionen, die seine Erzeugnisse damals untersuchten, eingestanden 59 °). Nur schob er damals die Schuld auf die Glasur, da doch sichtbar die darunterliegende Masse die gelbe Farbe zeigt. Ganz weißes Porzellan herzustellen, wie es die heutige Porzellanindustrie merkwürdiger-