Reliefs. 151 verstorbene Maria die Katholische von England befinden, so wird man wohl zu der Vermutung gedrängt, daß entweder der so ganz gegen den Willen seines Volkes katholisch gewordene König sie selber bestellt hat oder daß diesem durch ihren Inhalt in diesem Zeitalter höfischer Schmeichelei eine ganz besondere Auf merksamkeit erwiesen werden sollte. Für das große Publikum können sie kaum bestimmt gewesen sein. Damit jedoch war Böttger, nachdem er nun sein künstlich erzeugtes kera misches Material auch der reinen Kunst übergeben hatte, mit dessen Ausnutzung in künstlerischer wie technischer Beziehung zu Ende, und er hatte damit auch wahrlich genug getan. In der Tat, es wird nach allem dem, was gesagt worden, wohl niemand im Zweifel sein, daß es niemals ein kera misches, ja überhaupt nur ein Kunstmaterial ge geben hat, das in so kurzer Zeit zu solcher Durchbildung, zu solcher Mannigfaltigkeit, zu sol cher Veredlung gelangt ist wie dieses. Überreich in den Spielarten, edel und einfach in den For men und in der mannigfachsten praktischen \ er- wendung, bietet es sich in der Tat dar als eine der glänzendsten Taten der bisherigen Keramik, der auch wohl in Zukunft diese nicht allzuviel gleiche noch wird zur Seite setzen können. Zu gleich aber tritt wohl in ihr der so ungemein rege, immer erfinderische und niemals in Verlegenheit geratene Geist Böttgers, des Urhebers aller dieser Dinge, uns heute noch am sichtbarsten vor die Augen, viel klarer und deutlicher als durch alles das, was man über ihn aus dem Moder der Akten und sonstigen Dokumente seiner Zeit wieder herauszuheben und zu neuem Leben zurückzuführen vermag, und wir gewinnen ihr gegenüber das Gefühl, daß auch, wenn Böttger die größte Tat seines Lebens, die Erfindung des Porzellans und seine wirkliche Ausnutzung nicht gelungen wäre, dennoch sein Name niemals vergessen worden wäre, vielmehr sein Träger immer als einer der bedeutendsten Keramiker aller Zeiten dagestanden hätte, der die Keramik um ein wirklich bedeutendes Kapitel bereichert hat. Das ist schon des Ruhmes genug für einen! Abb. 61. Böttgersteinzeug. Relief mit der Darstellung der Judith. Königl. Porzellansammlung, Dresden. Höhe ii cm.