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Zuckerdosen, Löffel, Messergriffe, Salzfässer, Bierseidel, Leuchter, Flaschen, Becher, Schenkkannen, Petschafte und Flakons. Dann große mörserartige Gebilde, die damals Schwenkkessel genannt wurden und wohl zum Ausspülen von Gläsern dienten (Abb. 16 u. 18), ferner große Deckelschalen, die als Pastetennäpfe gedient haben (Abb. 15). Ganz besonders zahlreich aber stellt sich das eigentliche Luxus- und Ziergerät dar, jene Vasen, Aufsätze und Pokale, mit denen man damals in dem prunkliebenden Zeitalter des Barocks Kamine, Schränke, Tische und Konsolen zu besetzen liebte. An ihnen ist die ganze Kunst, die diesem Material durch Böttger zuteil geworden ist, am reichsten und vollendetsten zur Durchführung gekommen, und so sind sie vielfach Schöpfungen geworden, denen an Qualität und Delikatesse nicht viel andere keramische Dinge zur Seite zu stel len sind. Bewun- derswert ist aber an vielen Stücken die Größe. Ist es ja auch Böttger in dieser Beziehung, wie bereits er wähnt, nie gelun gen, die aufs höch ste gespannten Erwartungen des Königs, die in dem Gründungs patente der Ma nufaktur so deut lich zum Ausdruck dieser Beziehung keramisch sehr Achtbares geleistet, wenn Abb. 53. Böttgersteinzeug. Figuren, von chinesischen Arbeiten abgeformt. Königl. Porzellansammlung, Dresden. Höhe der mittleren Figur 10 cm. gekommen waren, vollauf zu befrie digen, so hat er doch immerhin in er Vasen von 62 cm Höhe (Abb. 20 u. 52) und Schalen von 48 cm Breite (Abb. 25) tadellos zu Wege zu bringen gewußt hat. Sie werden ihm freilich bei der Klein heit seiner Brennöfen genug Mühe bereitet haben. Ein ganz besonderes Interesse aber hat dann Böttger sichtbar daran gehabt, sein Material auch in den Dienst der reinen, zwecklosen Kunst zu stellen, einmal um dadurch sein Anwendungsgebiet wieder um ein Beträchtliches zu erweitern, dann auch wohl, um das Ansehen desselben dadurch zu steigern, daß er es mit den sonstigen edleren Materialien der Plastik, wie Marmor, Bronze usw. auf eine Stufe stellte. Dadurch aber hat Böttger auch eine bedeutende Tat für die Plastik getan: denn zum ersten Male seit der Antike gab es nun wieder eine spezifisch