Malereien auf der schwarzen Glasur. 139 Kunst vorkommt. Graziöse Blatt- und Blütenzweige,kleine Landschaftsausschnitte, Häusergruppen, Figuren, Hausgeräte u. dergl. finden sich vielfach leicht über die größeren Flächen der Glasur hingestreut, die unmittelbare Kopien nach derartigen Lackarbeiten zu sein scheinen. Auch ist die Farbenstimmung diesen sehr verwandt, wo nicht dieselbe (Abb. 47 u. 48). Die Grundfarbe der Zeichnung ist Gold, entweder als geschlossener Farbenauftrag oder als breitere Konturierung, dazu kommen be scheidene farbige Zutaten in rötlichen, weißlichen, bräunlichen, früher wohl auch grünlichen Tönen. Es ist eine Malerei von einem Charakter, wie er sich sonst nirgends wieder auf den keramischen Erzeugnissen Böttgers findet, wie er sich auch sonst in der gleichen Treue der Nachbildung chinesischer Vorbilder damals in der Kunst nur selten wiederholt hat. Dieselben Farben aber werden dann vielfach noch benutzt, um an den von chinesischen abgeformten Stücken die durch das Aufliegen der dicken Glasur ganz unklar ge wordenen Reliefs wie der klar vom Grunde zu lösen (Abb. 48). Daneben freilich kommt in diesen Male reien auch die i freie Phantasie und das europäische Kunstele ment zur vollen Gel tung. Es beginnen hier schon jene freie ren, zum Teil etwas grotesken Dichtungen über das Leben und Treiben der Chinesen Abb. 49. Böttgersteinzeug, schwarz glasiert, mit bis zur roten Masse durchgeschliffener Ornamentik. König!. Porzellansammlung, Dresden. Höhe der Flasche 17 cm. und Japaner, die man allgemein als „Chinoiserien“ zu bezeichnen pflegt und die vor allem unmittelbar nach Böttgers Tode durch den Emailmaler und späteren künstlerischen Leiter der Manufaktur Herold im Meißner Porzellan noch eine so große Rolle spielen sollten. Doch verschwindet oft auch jedes fremdländische Element, und nun füllen die Flächen naturalistisch gehaltene Blumenstücke, Aus schnitte aus Grotesken im Stile Berninis oder das sogenannte Laub- und Bandel werk usw. aus, kurz jene ganze Ornamentik, die für diese Zeit des Barocks charakteristisch ist. Alle aber sind sie sehr farbig gehalten, dagegen tritt das Gold hier stark zurück. Die Gesamterscheinung dieser Stücke ist dadurch nicht so glänzend, wie die der früheren Gruppe, dafür aber war sie sicherlich farbig lustiger, wenn freilich auch gerade diese Gattung infolge des Trübwerdens der vielfach sehr breiten Farbflächen jetzt von allen wohl den am wenigsten günstigen Eindruck macht.