sondere Geschicklichkeit in Wissenschaften und Künsten vor allen anderen Na tionen beymessen und aus solcher Arroganz keinen Scheu tragen sich selbst in hoc passu zwey, denen Europäern aber nur ein Auge zuzuschreiben. So will doch solches aus ihren Porcellain Fabriquen, wen man die schlechten Erfin dungen, die meist plumpen Fagons und die absurden Desseins ihrer Mahlerey an denen Indianischen weissen und rothen Gefässen betrachtet, nicht erhellen. Das einzige, welchem sie durch die sehr lange Uebung endtl. eine zieml. guthe Arth zu geben gelernet sind die zum Thee- Calle und Chocolate-Trinken benöthigten Geschirre; fast alle anderen Gefässe und Figuren aber sind wahr- hafftig so ungeschickt und irregulair, dass man oft, was dieses oder jenes be deuten solle, darüber zu schreiben nöthig hätte.“ So wollte man gar nicht das eigene Erzeugnis mit dem fremden verwechselt haben, man war viel zu stolz auf die eigene Tat. Auch war damals noch nicht die Zeit gekommen, da China und seine Kunst in Europa so allgemein Mode war, wie es vor kurzem bei uns Japan gewe senist. Die China mode ist bekannt lich erst im Ro koko Frankreichs zu ihrer vollenEnt- faltung gekom men und hat sich mit diesem dann über die ganze da ¬ malige Kulturwelt Abb. 37 . Böttgersteinzeuff. Tassenformen, verbreitet. König). Porzellansammlung, Dresden. Höhe der großen Tasse in der Mitte io cm. Indessen gibt es von dieser Regel eine Ausnahme, eine kleine Gruppe von Steinzeugen, die sich als völlig getreue Nachbildungen chinesischer Vorbilder darstellen. Es sind in der Hauptsache kleinere Teekannen mit naturalistischen Blumen- zweigen, chinesischen Symbolen, kleinen landschaftlichen Szenerien, Ranken mit nackten Kindern in flachem Relief, deren Henkel und Ausgüsse Drachen formen u. dergl. zeigen (Abb. 34), dann weiter chinesische Figuren wie die Göttin der Barmherzigkeit Kuan-nin und der heilige Laot-se. Zu ihnen gehören noch eine höchst seltsame Teekanne, um deren zylindrische Form sich in freiem Abstande Molche schlingen, eine kugelige Flasche mit langem Hals u. dergl. m. Alle diese Stücke geben sich auf den ersten Blick als rein mechanische Abformungen chinesischer Vorbilder, und in der Tat besitzt die Kgl. Porzellansammlung in Dresden die meisten dieser Vorbilder noch heute unter ihren chinesischen Stein zeugen und Porzellanen, oder sie lassen sich wenigstens als noch in jetzigem oder früherem königlich sächsischen Besitz befindlich nachweisen 353 ) (Abb. 35). So ist die oben genannte Göttin der Barmherzigkeit von einer der zahlreichen Kuan-