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106 Die Steinzeugfabrik. es von ihm allein abgehangen hätte, so wären eher noch mehr Arbeiter einge stellt worden. Daneben aber gab man sich alle Mühe, um die Übelstände selber, die diese Gefahren hervorriefen, möglichst zu beseitigen und namentlich die Manufaktur zu Meißen auf eine gesunde Grundlage zu stellen. Böttger selber, dem das Schick sal seiner Gründungen in dieser Zeit schon um seiner selbst willen ganz sichtbar am Herzen gelegen hat, tat in dieser Beziehung alles, was er nur irgend konnte. Er schrieb Briefe über Briefe an den König, bat und flehte um Geld und sonstige Unterstützungen, schickte herzzerreißende oder ganz rosige Berichte, je nachdem es die Lage erforderte, verhandelte mit dem Direktorium und brachte Vorschläge auf Vorschläge. Am Anfänge der Begründung der Meißner Manufaktur hatte er seine ganzen ihm vom König bewilligten Gelder dazu verwandt, um diese erst einmal in Gang zu bringen 318 ). Auch zu rein persönlichen Opfern zeigte er sich bereit, wenn er, wie er es im Jahre 1712 angibt, um Geld für seine Unternehmungen zu sparen, seine Abendmahlzeiten einzog und erklärte, lieber Brot und Salz essen, als den Untergang seiner Fabrik mit ansehen zu wollen 319 ). Auch das Direktorium sann, wie es seine Pflicht war, auf Abhilfe; aber es bewies dabei einen ziemlichen Klein mut, der seltsam absticht von dem unermüdlichen Wagemut Böttgers, wenn es im August 1710, als es mit Böttger wegen Abgabe der Administration verhandelte, vorschlug, den König zur Unterstützung der Manufakturen zwar um einen „zu länglichen Fond“ anzugehen, so lange dieser aber noch nicht festgesetzt wäre, die Arbeiterzahl der Manufaktur zu reduzieren 32 °), ein Vorschlag, der natürlich aus den oben angeführten Gründen die allerwenigste Aussicht auf die Billigung des Königs hatte. Vor allem aber griff man jetzt auf Böttgers Anregung hin wieder zu dem Uni versalmittel aller verzweifelten Situationen, zu dem einer Kommission. Als daher Böttger im Jahre 1711 dem Könige zu diesem Zwecke einen ausführlichen Be richt über die Lage der Manufakturen eingesandt hatte, beschloß dieser, da die frühere Kommission, die Böttgers erste Erfindungen hatte prüfen müssen, wegen Abwesenheit oder sonstiger Behinderung ihrer Mitglieder sanft entschlafen war, auf Böttgers ausdrücklichen Wunsch, eine neue, jene bereits mehrfach erwähnte zweite Kommission ins Leben zu rufen, zu der jetzt mit Ausnahme des Bergrats Pabst und des Hof- und Justizienrat von Döring, ganz neue Mitglieder ernannt wurden, der General Graf von Wackerbarth, Geheimer Rat Seebach, der Kammerbergrat Graf von Löschgewandt (auch Leschgewanx geschrieben) Diese Kommission, die am 12. März 1711 berufen und am 23. März in Böttgers Wohnung auf der Festung zusammentrat, nahm ihre Aufgabe weit ernster als die erste. Sie hielt bis zum Mai Sitzungen ab, fuhr mit Böttger nach Meißen hinaus, um die Zustände in der Fabrik selber an Ort und Stelle kennen zu lernen, und suchte sich mit allen Fragen ernsthaft zu befassen, die damals für die Manufaktur und ihr Weiterbe stehen sowie die ganzen übrigen Arbeiten Böttgers in Betracht kamen. 321 ) Sie hatte sich hierbei zunächst mit einer ganzen Reihe von Instruktionen zu befassen,