88 Die Steinzeugfabrik. neue Produkt des Steinzeugs bei den die Messe besuchenden Fremden als bei den Einheimischen fand. Die einheimische Kaufmannswelt scheint sich vielmehr so gut wie ganz ablehnend gegen die neuen Erfindungen verhalten zu haben, ja, wenn man dem Bericht des Direktoriums an den König über diese Messe, an der es ja per sönlich teilgenommen hatte, trauen will 257 ), so hat es damals sogar nicht an Intrigen gefehlt, um den Verkauf des neuen Produktes möglichst zu erschweren. Wahr scheinlich war den Kaufleuten, die den Vertrieb des ostasiatischen Porzellans in festen Händen hatten, das Aufkommen dieser neuen Artikel, die, wenn sie so ausfielen, wie man in Dresden erhoffte, fast konkurrenzlos wurden, gar nicht sosehr willkommen. Auch scheinen die neuen Erfindungen trotz der vorheri gen allgemeinen Publikation damals noch gar nicht so bekannt geworden zu sein, wie man es wohl hätte erwarten können 258 ). Eswar, wie wir heute sagen würden, für dieselbe nicht früh genug Reklame gemacht worden. Und dann darf man nicht Abb. 18. Böttgersteinzeug. Schwenkkessel, geschliffen, mit kalter Vergoldung. Königl. Porzellansammlung, Dresden. Höhe 2a cm. ganz vergessen — wenigstens empfand man dies später in Böttgers Umgebung selber 259 ) —, daß man den Mund doch wohl gleich etwas zu voll genommen hatte. Man hatte in der Bekanntmachung bereits von der Erfindung des wirklichen Porzellans geredet, als würde es nun bald völlig brauchbar sein, und nun konnte man als Verkaufsobjekt nur das rote Steinzeug darbieten, vom Porzellan dagegen nur einige wenige Probestücke, deren Aussehen bei dem Laien wohl eher gegen als für die neue Erfindung sprach. Dadurch wird aber dann auch das rote Steinzeug an Ansehen und Wertschätzung stark verloren haben. Auf den folgenden Messen scheint es in dieser Beziehung sogar noch ungünstiger gegangen zu sein 26 °). Auch die Verkaufsversuche außerhalb Sachsens brachten nur wenig ein. Der größte Teil der Waren mußte in Kommission Zurückbleiben.